Bislang bin ich meisten von den sportlichen Erfolgen als Gradmesser ausgegangen. Kann bei den Weibern ab Jahrgang 1973 aber gerne anders werden - gerade noch rechtzeitig...

Aber nun zu den Herren.

Als Jahrgangsdritten habe ich jetzt einfach mal schnell den Nestor des kanadischen Tennis, Daniel Nestor gewählt, wohl auch wg. des Wortspiels - aber auch, um mal das Doppel zu erwähnen. Mit vier kam er aus Yugoslawien nach Kanada, dort hat er dann bald Tennis gespielt. Er gehört zu einem sehr exklusiven Kreis von vier Spielern, die alle 1000 Matchsiege und mehr geholt haben - und er ist wohl der einzige im Doppel (die anderen drei im Einzel, Connors, Lendl, Federer). 8 GStitel im Doppel stehen auf der Habenseite - nur die Woodis, die Bryans, J. McEnroe und Newcombe wie Björkman stehen vor ihm. Dazu kommen vier GStitel im Mixed, 91 Doppeltitel insgesamt und natürlich die Nr. 1. Interessanterweise gewann er alle seine GStitel erst ab 2002. Im Einzel erreichte er nie die Top 50 und gewann keinen Titel. 2000 gewann er in Olympia Gold im Doppel. 12,8 Mio. $, wohl mehr als das Doppelte an Werbemillionen und etliche Ehren hatte er bis zu seinem Rücktritt vor erst zwei Jahren erreicht.

Jahrgangszweiter ist der schlitzäugige US - Ami Michael Chang. Auch er ist der Letzte - nämlich der letzte und jüngste aus der goldenen Generation der US - Amis, also Chang, Courier, Agassi und Sampras. Gemeinsam beherrschten sie das Tennis der 90er Jahre, aber immer noch mit starker Konkurrenz aus Europa. 21/40 GStiteln gewannen sie von 1990 - 99 (22/40 1991-2000). Überraschenderweise war der jüngste von allen vieren der erste, der damit begann - 1989...

Michael Chang war in vielem früh dran - als kleines Kind lernte er Tennis, mit 12 gewann er die ersten bedeutsamen Juniortitel, mit 15 machte er einen mit dem Highschool - Abschluss vergleichbaren Abschluss, also zwei Jahre früher als den normalen Highschool - Abschluss und verließ diese in der 10.Klasse. Das war im Februar 1988. Da war er schon wieder der jüngste - der jüngste, der jemals ein Match in NY gewonnen hatte. Dort erreichte er 1987 R 2, und verlor in R 2 in fünf Sätzen. Ende 1987 war er bereits in den Top 200. Mit nichtmal 16 erreichte er ein HF bei einem Tourevent. Mit 16 J. und 7 Monaten war er natürlich auch einer von nur drei Jüngsten, denen das jemals gelang. Ende 1988 war er bereits Top 30 und ATP Newcomer des Jahres. 1989, vor den F.O. war er mit 17 Jahren und drei Monaten die Nr. 19. Damit war er in Paris ungesetzt. In R 2 deklassierte er einen anderen Bubi - Pete Sampras, mit dreimal 6:1. Im AF kam es zum Kampf David gg. Goliath - letzterer war die Nr.1 der Welt, Lendl, der als Topfavorit anreiste.

Das Schicksal - die F.O. 1989
Der Ausgang ist bekannt - Chang gewann mit etlichen Tricks, Verzögerungen, dem Aufschlag von unten, dem Provozieren von DF und unter Aufbietung sämtlicher physischer Kräfte, die Krämpfe hatten ihn im fünften Satz beinahe völlig erledigt. Über 4 Std. und 40 min. später konnte Lendl seine Niederlage nicht fassen - er meinte später, er konnte die Mücke einfach nicht erschlagen. Chang rannte und rannte, passierte den mental völlig von der Rolle ans Netz vorrückenden Lendl und verschaffte sich mit Mondbällen Atempausen. Physisch hätte Lendl sicher noch weiter spielen können - aber er hatte das Match in der Hand, 2:0 geführt und verlor es mental. Im Finale gewann Chang dann in fünf Sätzen gg. Edberg und wurde der jüngste Tennisprofi, der jemals ein GSturnier gewann, mit 17 J. und 110 Tagen. Chang meinte, seine Eltern würden ihn auch lieben, wenn er Müllkutscher geworden wäre. Agassi schäumte (insb. weil Chang sich bekreuzigte) - das war das Gute an Changs Sieg. Das negative - er hat Edberg wie Becker (indirekt) Paris versaut !

Chang war zu diesem Zeitpunkt nur ein Counterpuncher, der über keine Waffe verfügte. Letzteres änderte sich zwar nie, aber eines muss man ihm lassen - er entwickelte alle Elemente seines Spiels stets weiter und wurde auch überall besser. Mit 1.72-1.75 nicht gerade der Längste, verfügte er nicht über einen guten Aufschlag. Sein Vater war der Manager, seine Mutter die Hüterin, sein Bruder Carl sein Trainer.

Weitere Erfolge
Chang war ein gern gesehener Gast in Finals - er verlor sie alle klar. Bis dahin war er allerdings ein nicht zu unterschätzender, herumwieselnder Gegner. Er hatte zeitweise die schnellsten Beine auf der Tour.
1991, 92: Finale Zastercup, 1992: HF US Open, verlor in fünf Sätzen gg. Edberg, gewann I.W. und Key Biscayne
1995: HF A.O. (Niederlage gg. Sampras), Finale F.O. (Niederlage gg. den Sandkönig Muster), Finalniederlage bei der ATP - WM gg. Becker
1996: Finale A.O. (gg. Agassi im HF "gewonnen", im Finale gg. Becker verloren), Finale US - O. (gg. Sampras verloren), Nr. 2 der Welt

Im Folgejahr schaffte er es nochmal ins HF der A.O. und der US - O.. Das Jahr beendete er als Nr. 3. Danach war die Luft raus. Chang verlor mehr und mehr an Boden und spielte 2003 sein letztes Turnier, die US - O. . Die großen Schlagzeilen produzierten jedoch andere in dem Turnier...

1 GStitel, 3 Finals, die Nr. 2 der Welt und mehr als 30 Turniersiege, dazu 19 Mio. $ an Preisgeld (spätestens 1993 an sollen es ca. 6 Mio. $/J. an Werbegeldern gewesen sein, dazu gab es damals auch schon Antrittsgelder) - nicht so schlecht für den nur Viertbesten der Goldenen Generation der US Tennisprofis.
Nachtrag: Ach ja, wohl fürstlich bezahlter Trainer von Nixi ist er. Hat bislang nicht viel gebracht.


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Es fehlt der Jahrgangsbeste für 1972 - es ist der Australier Pat(rick) Rafter. Er ist der letzte Mohikaner gewesen - der letzte, der mit reinem S&V - Stil nicht nur GStitel gewann, sondern auch die Nr. 1 der Welt war. Für die Australier, die so lange das Welttennis dominiert und mitbestimmt hatten (bis Anfang/Mitte der 70er Jahre), gab es ein Jahrzehnt Pause, bis in den 80er Jahren der andere Pat - Cash - Hoffnungen erzeugte. Doch Cash spielte kaum eine Saison komplett, so dass er die Hoffnungen eher enttäuschte.

Pat Rafter war DIE Hoffnung der Australier in den 90er Jahren. Und er konnte damit besser umgehen. Sein Stil war großartig, aber auch schon ein wenig aus der Mode gekommen. Er rückte fast immer ans Netz vor, beherrschte Chip&Charge und seine Männerrückhand diente eigentlich nur dazu, mit Slice den Netzangriff vorzubereiten. Pat Cash war sein Vorbild, aber mit seinem Kickaufschlag und den sehr guten Volleyfertigkeiten sollte man besser die Verbindung McEnroe - Edberg - Rafter ziehen. Ersterer war bis 1984 führend, zweiter ab 1985 und Rafter kam erst nach Edbergs Rücktritt 1996 richtig in Schwung. Überhaupt die 90er Jahre - Rafter ist der erste unserer Jahrgangsbesten, der seine Profizeit ausschließlich in den 90er Jahren verbrachte. Das heisst gelbe Bälle (ab 1986), Graphitschläger (ebf. ab Mitte der 80er dominierend), die "Hardcourtisierung" der Beläge durch die amerikanische ATP ab 1990 und natürlich Polyestersaiten (mehr Topspin). Nachdem Turniere mit Rasenbelag ab Ende der 80er Jahre ständig weniger wurden, entstanden mehr und mehr HC - Plätze und Turniere. Das ging bis Mitte der 90er Jahre nur zu Lasten der Sandplätze, aber noch nicht für den Teppichbelag. Die Verlangsamung setzte allerdings bereits in den 90er Jahren ein, 1994 war etwa die ATP - WM mit schwereren Bällen ausgestattet, 1995 sogar W. wg. des Finals 1994. Die wirkliche Belagsanpassung sollte da aber noch in der Zukunft liegen.

Pat Rafter ist das siebte von neun Kindern seiner Eltern, dennoch konnte er bereits mit 5 Jahren das erste Mal Tennis spielen. Nachdem er 1990 es bereits bei den Futures versucht hatte, wurde er 1991 Profi. Er brauchte einen langen Atem, denn erst 1993 schaffte er es mit 20 in die Top 100. Dort hing er wieder erstmal auf den hinteren Plätzen fest. Bei den ersten 17 GSturnieren erreichte er nicht einmal das VF. Genau ein Turnier hatte er (auf Rasen) bis zu den F.O. 1997 gewonnen, mit dann schon 24 Jahren. Das mag auch daran gelegen haben, dass er bis dahin ständig an seinem Tennis feilte und feilen musste, da sein S&V doch mental und taktisch anstrengend war. Ausgerechnet in Paris, wo Noah 1983 der letzte war, der das Turnier mit S&V gewonnen hatte (1984: Mc Enroe Finalist, 1988: Leconte; 1989: Edberg) kam er als Ungesetzter ins HF, wo er Bruguera unterlag. In W. war er erstmals gesetzt und scheiterte im AF, erneut. Insgesamt erreichte er fünf Turnierfinals, gewann aber keines.

Rafter - der HC Meister
Dann kamen die US - O.. Rafter der Frauenschwarm nutzte die Chance, nachdem Agassi weg vom Fenster war, Becker, der nochmal mit dem Antritt geliebäugelt hatte, wg. des Todes seines Managers Meyer-Wölden doch nicht antrat, und Sampras im AF scheiterte. Im HF besiegte er Chang, im Finale den ungesetzten Rusedski. Rafter sprang auf die Tribüne in seine Box - "Cashie did it so !" soll er gesagt haben. Sampras war äußerst angesäuert - die beiden hatten bis 1999 eine recht heftige Rivalität. Am Ende des Jahres kam Rafter ins Finale des Zastercups in Minga, verlor dort gg. Sampras. Das Jahr beschloss er auf der Nr. 2. Mc Enroe bezeichnete ihn als "Oneslamwonder" und sollte falsch liegen.
1998 wurde sein erfolgreichstes Jahr - er gewann sechs Turniere, darunter die Super9 Turniere in Kanada und Cinci (mit Beihilfe des Schiedsrichters). Dann kam die Titelverteidigung. Rafter besiegte in einem Fünfsatzdrama Sampras im HF vor dessen Publikum, um dann im vorerst letzten rein australischen Endspiel bei GSturnieren Mark Phillipoussis zu bezwingen. Da zerriss er wohl sein Shirt. Das Jahr beendete er als Nr. 4 der Welt.

Rafter - der verhinderte Wimbledonchamp
1999 gab es zwei Highlights - das HF in W. und im Juli die Nr. 1. Rafter erhielt diese für genau eine Woche. Er ist damit die kürzeste Nr. 1 in der Geschichte der WR - aber es war nicht unverdient, auch wenn Rafter in dem Jahr "nur" die A.O. im Doppel gewann. In W. sollte er von 1999-2001 dreimal im HF auf Agassi treffen. 1999 unterlag er, 2000 gewann er in einem Fünfsatzthriller. Mc Enroe sah das als das beste Wimbledonmatch seit langem an. Kein Wunder, es war eines der letzten Matches zweier grundverschiedener Stile auf echtem Rasen. Aufgrund einer Achillessehnenreizung verlor er als TV in R 1 in NY und flog aus den Top 10. 2000 erreichte er das Finale in W. und verlor dort gg. Sampras. Die A.O. konnte er nicht spielen aufgrund der Verletzung. 2001 hatte er seine beste und letzte Chance in Australien, verlor im HF aber gg. Agassi in fünf Sätzen. In W. gab es die nächste Finalniederlage, wieder in fünf Sätzen gg. Ivanisevic. Danach lief nicht mehr viel - die Rückenschmerzen waren chronisch. Rafter musste schon mit 28 seinen Rücktritt erklären. Im DC kam er zweimal ins Finale 2000 und 2001 und wirkte am DC - Sieg 1999 mit.

Zwei GStitel im Einzel, zwei Finals, 1 Wo. Nr. 1 und mehr als 11 Mio. $ - trotz seines frühen Rücktritts und der insg. nur fünf Jahre dauernden Karriere auf höchstem Niveau - Rafter konnte mit seinem Stil einiges erreichen.

Nachtrag: Ab 2008 spielte er dann auch auf der Seniortour mit und gewann 2009 das Masters gg. Edberg im Finale - wohl ein interessantes Match mit viel S&V. DC Coach war er in Australien ab 2010 für ein paar Jahre.
Nachtrag 2: 1999 spielte er in Paris in R 1 gg. einen gewissen Roger Federer - und besiegte den leicht. Genauso gewann er dann nochmal in 2001 Miami und knapp in Halle 2001. Saubere Bilanz !

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Zitat von FedererTheOne im Beitrag #178

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Wann kommt denn Seles, die Graf nie das Wasser reichen konnte?

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1973 - ein Jahr des Wandels. In Vietnam erzielen die Kriegsparteien einen Waffenstillstand; die letzten US - Truppen verlassen das Land. Die internationale Ölkrise führt in der BRD zum autofreien Sonntag und wird durch einen Krieg arabischer Staaten gegen Israel ausgelöst - der scheiterte, aber die Ölpreise in die Höhe trieb. Es waren sogar vier autofreie Sonntage. Die Wirtschaftskrise, die die BRD zum ersten Mal Mitte der 60er Jahre heimgesucht hatte, bricht wieder aus. In den USA nimmt der sog. Watergate - Skandal größere Ausmaße an. ABBA scheinen die nächste große Musikgruppe zu werden - Waterloo geht um die Welt. Die BRD tritt der UN bei.

Heute beginne ich wieder mit den Weibern - zum letzten Mal. Denn wie ich eingangs schrieb, ist das hier nur ein Projekt für die Coronazeit. Die ist aber auf der WTA - Tour nun beendet. Es findet wieder ein Turnier statt, ab morgen in Palermo. Heute und gestern spielten etliche Nonames bereits die Quali. Überhaupt ist es ein ängstlicher Neubeginn - wenn ich das richtig gesehen habe, spielt überhaupt keine Top 100 - Spielerin mit. Dennoch - die vorerst (? - vielleicht tritt ja nochmal eine Pause ein) letzte Jahrgangsbeste ist natürlich dann doch Monica Seles.

Sie war der Vorbote einer tristen Zukunft für die WTA Tour - trist in spielerischer, ästhetischer und spielstilmäßiger Hinsicht. Insoweit schließt sich ein Kreis - denn wir berühren mit ihr die Gegenwart des heutigen Damentennis. Und wieder hatte Bollettieri seine Finger im Spiel...

Aber zurück zum Anfang - aus ungarischer Herkunft lebte ihre Familie, ihre Eltern, sie und ihr Bruder seit ihrer Geburt in Yugoslawien. Mit fünf hatte sie das erste Mal einen Schläger in der Hand. Ihr Vater lehrte sie die beidhändige Rückhand, und - kurios genug - die beidhändige Vorhand. Pancho Segura - ein alter Spieler aus den 50er Jahren, spielte diese auch, aber ansonsten gab es außer den wesentlich erfolgloseren Santoro aus Frankreich keine(n), der so spielte. Sie kam sehr schnell voran und gewann mit 11 die Orange Bowl, dürfte ein neuer Rekord gewesen sein. Bollettieri hat sie wohl dort gesehen und Anfang 1986 zog sie mit dem älteren Bruder in die USA in die Academy von Nick. Ende 1986 kam dann ihr anderer Trainer, ihr Vater dazu. 1986-90 waren ihr Vater und Bollettieri ihre Trainer. Kaum zwei Jahre später, 1988 spielte sie erstmals als Amateur auf der Tour mit, mit 14. Sie wetzte von links nach rechts, drosch den Ball aus allen Lagen mit viel Tempo ins gegnerische Feld und schrie ihren Bällen hinterher. Dieses Powertennis muss für die allermeisten Damen psychologisch enorm gewirkt haben. Ende 1988 war sie mit knapp 15 unter den Top 100. Bollettieri schottete sie komplett ab.

1989 war bereits ihr Durchbruchsjahr. Bei ihrem ersten GSturnier, den F.O., kam sie mit 15 Jahren ins HF - als Ungesetzte. Dabei schlug sie u.a. die Bulgarin Maleewa (damals Top 10). Im HF konnte sie der Gräfin einen Satz abnehmen und verlor in drei Sätzen. In W. und NY erreichte sie das AF. In Houston bezwang sie Evert, die Ende des Jahres zurücktrat und holte den ersten Titel. Als Nr. 6 der Welt beendete sie das Jahr.
1990 gewann sie sechs Turniere in Folge, u.a. Key Biscayne. Dabei waren auch die German Open, wo sie im Finale die Gräfin erstmals besiegen konnte. Schon damals wurde deutlich, dass sie um die Nr. 1 spielte - was für die Zukunft des Damentennis ein Ärgernis werden sollte...
Dann kamen die F.O. 1990. Seles war bereits an Nr. 2 gesetzt und hatte dazu noch Glück mit der Auslosung, anstelle der TV Sanchez-Vicario hatte sie die noch jüngere, gerade mal 14 Jahre alte Capriati als Gegnerin im HF. Die war kein Problem - anders als im Finale dann Graf. Es muss ein kurioses Match gewesen sein, vom Regen unterbrochen. Graf hatte 6:2 im TB des ersten Satzes und verlor den dennoch. Am Ende siegte Seles mit 7:6, 6:4. Sie ist und bleibt auch die jüngste Siegerin in Paris. In W. war im VF gg. Garrison Schluss, obwohl Seles schon MB hatte. In NY gab es ein überraschendes Aus in R 3. Ende des Jahres gewann Seles das Masters im ersten Fünfsatzmatch der Damen in der Open Era gg. Sabatini - auch dort als jüngste Gewinnerin. 1990 kam die Trennung von Bollettieri, die Familie Seles leugnete nun den Einfluss von Nick auf Seles Spiel - was ihn zurecht später ärgerte. Seles hat ihren Erfolg durchaus auch dem Drill bei Nick zu verdanken. Das war damals umso mehr wirksam, als die Professionalisierung der Damen Anfang der 90er noch weit weniger fortgeschritten war und das Leistungsgefälle groß. Nicht umsonst meinte Krajicek ja, 80 % seien fette Schweine. Connors schlug vor, das Frauentennis dem richtigen Tennis vorzuziehen (sozusagen Vorprogramm) und Cash sprach vom "Zweisatzmist" der Damen.

Die Jahre der glücklichen Dominanz: 1991 f.
Ab 1991 sollte Seles dann für zwei Jahre die WTA Tour dominieren - mehr aus glücklichen Umständen heraus und der Konstanz ihrer Schreie geschuldet, als der Stärke ihres Spiels. Sie hatte mehrfach Glück bei ihren Turnieren und ihr Spiel war nach wie vor eine Nummer zu ungewohnt für ihre Gegnerinnen. Sven Groeneveld war ihr nächster Trainer, neben ihrem Vater, der ab 1992 mehr und mehr gesundheitliche Probleme bekam. Erstmal gewann sie die A.O., hatte dabei im HF Glück, als die US - Amerikanerin Fernandez (s. Bild oben) ihre Chance nicht nutzte und 7:9 im 3.Satz verlor. Dann spielte sie gg. Novotna im Finale - und deren Nerven waren kaum vorhanden. Im März löste sie die schwächelnde Graf als Nr. 1 ab. In Paris musste sie gg. Graf nicht antreten - die war schon im HF klar ausgeschieden. Sabatini und Sanchez-Vicario schlug sie sicher und gewann. Seles hatte nun auch verstärkt "pubertäre" Anwandlungen - sie wollte wie Madonna sein, ging anscheinend für 350.000 $ zum Friseur (werbemäßig, das Geld bekam sie). Ihr Bruder Zoltan war anscheinend noch deutlich mehr durchgeknallt - und hatte großen Einfluss.

Dann der Skandal - Seles sagte drei Tage vor W. mit der fadenscheinigen Begründung ab, sie sei leicht verletzt ("kleiner Unfall"). Tatsächlich spielte sie sechs Wochen nicht auf WTA - Turnieren - aber auf lukrativen Showturnieren. Seles war sowieso schon nicht wirklich gemocht - aus gerechtfertigten Gründen (affektiert, Schreierei). Die Absage machte sie noch unsympathischer. In Mahwah, wo das Showturnier stattfand (300 K $ Prämie für Seles), sagte sie dann für den Fedcup ab - sie sei leicht verletzt. Kaum eine Stunde später spielte sie ein Profimatch und verlor im Finale gg. Capriati, eine Woche später dasselbe Spiel, sie verlor nochmal im Finale gg. Capriati und gab die Nr. 1 an Graf ab. Außerdem wollte sie Schauspielerin werden und gab IMG für ihre weitere Karriere den Auftrag. Nach dem Showturnier im Juli hielt sie eine riesige PK - Show ab - Sports Illustrated bezeichnete dies als den "dümmlichsten Auftritt eines Profisportlers im Jahre 1991".
Danach hatte sie beinahe wöchentlich andere Frisuren und gewann wieder, diesmal die US - O., wieder mit Auslosungsglück und im Finale gg. die alte Navratilova (im HF war Capriati eine gute Gegnerin). Ihre Erfolge 1991 basierten auf der Schwäche Grafs - gegen die Seles kein Match 1991 gewann, sondern zwei Niederlagen kassierte - und auf dem Leistungsgefälle auf der Tour. Graf, Navratilova, Sabatini, Sanchez-Vicario waren die letzten Gegner für die großen Turniere, und Sabatini besiegte Seles etwa in Rom. Aber ansonsten profitierte Seles bei den GSturnieren von der Schwäche ihrer Konkurrenz. Insbesondere Graf hatte ihre Probleme.

1992 war Graf wieder stärker - und wurde wieder zur echten Konkurrenz. Aber erstmal profitierte Seles erneut von schwacher Konkurrenz - in Melbourne gab es ein Feld ohne Graf, welches Seles ihren nächsten Titel bescherte. In Paris war Graf knapp dran und verlor das Finale mit 8:10 im dritten Satz. In W. stellte sich Seles endlich wieder und verlor klar das Finale 1:6, 2:6 gg. Graf - nachdem sich u.a Navratilova über ihr Stöhnen beschwert hatte (gg. die sie im HF siegte). Danach entließ Seles Groeneveld und arbeitete wieder mit ihren Vater an ihrem Aufschlag. In NY patzte Graf wieder und Sanchez-Vicario war im Finale keine Gegnerin. Seles hielt die Nr. 1 das ganze Jahr und gewann zum dritten Mal das Masters, wie im Vorjahr gg. Navratilova im Finale.

Das Attentat
Im Folgejahr besiegte Seles im Finale der A.O. Graf mit ihrer besten Karriereleistung in drei Sätzen. Dabei schlug sie mit bis zu 170 km/h auf - nachdem ihr Aufschlag jahrelang ein besserer Einwurf war. Graf hatte ihr Satz 1 mit 6:4 abgenommen, war aber danach wieder in alte Muster gefallen und ging zu wenig ans Netz, sie verlor mit 6:4, 3:6, 2:6. Sie war aber dran und nicht weit weg von der Nr. 1. Seles war auf dem Peak - aber nicht unbesiegbar. Die alte Navratilova besiegte Seles in Paris einen Monat später bei einem Hallenturnier im Finale. Das Turnier in HH war 1993 eines der ersten WTA - Turniere, welche ich ansah. Daher bekam ich dann auch das Attentat des Hr. Parche auf Seles im VF, am 30.04.1993 mit. Die Wunde hätte aber mit einem tieferen Stich sehr gefährlich werden können. Der Einstich war im Rückenbereich 1,5 cm tief - die Mediziner gingen von vier Wochen bis max. drei Monaten Pause aus. Das Turnier wurde nicht abgebrochen, im Finale gewann Sanchez-Vicario mit ihrem neuen Coach Kirmayr (bis Anfang 1993 Sabatini-Coach) gg. Graf mit 6:3,6:3 - unfähig zu sehen, dass sie dieses Finale gewinnen musste. Denn hätte Graf gewonnen, hätte Parche prompt seinen ersten Triumph gefeiert. Insgesamt kamen fast 53.000 Zuschauer - würde mich mal interessieren, welche reinen Damenturniere heute so viele Zuschauer haben. Und das "beste" - Seles kam nur mit einer WC, entschied sich kurzfristig für den Start. Aus medizinischer Sicht wäre ein Comeback noch 1993 locker möglich gewesen, psychologisch mit richtiger Hilfe vielleicht ab Anfang 1994. Doch der Selesclan und falsche Berater verhinderten dies. Dazu kamen verstärkt gesundheitliche Probleme des Vaters.

Hat Seles GStitel nicht gewonnen, weil sie so lange pausierte ? Ja, sicher. Doch wenn man wie Navratilova davon ausgeht, sie hätte sogar Court ein-oder überholen können, geht das an einem richtigen "Was wäre wenn ?" klar vorbei. Seles gewann von den A.O. 1991 bis zu den A.O. zwei Jahre später 7/9 der GSturniere. Da Graf taktisch versagte, hätte sie 1993 Seles eher nicht überholt. Geht man weiterhin von durchschnittlich 2 GStiteln/Saison aus - und das bis 2003, kommt man sogar zu der ungeheuren Anzahl von 30 GStiteln. Doch hier gibt es verschiedene "Aber":
1. Seles dominierte Graf NICHT. Insgesamt hat Graf eine Bilanz von 10:5 gg. Seles, also richtig gut. Bis zum Attentat lag das bei 6:4. Die Niederlagen kamen dreimal bei GSturnieren, aber auf dem echten Rasen sah Seles kein Land. Und Graf hätte mit dem intelligenten Günthardt sehr wohl taktische Änderungen einbauen können, wenn nicht müssen.Überhaupt gab es schon erste Anzeichen für eine leicht gebrochene Dominanz, etwa die Siege von Graf bei anderen Turnieren über Seles, oder aber Navratilovas Sieg. Also ja, Graf hätte sicher weniger GStitel ohne das Attentat gehabt (vielleicht vier), aber Seles nicht unbedingt weiter so dominiert. Graf hätte bis 1999 auch gegen eine unverletzte Seles öfter mal gewonnen, auch bei GSturnieren. Abzug: zwei GStitel

2. Seles selber - mental war sie auf dem Platz stark, aber außerhalb nicht immer. Ihre Eskapaden 1991, später die Krankheit ihres Vaters und sein Tod 1998 haben sie mitgenommen. Auch ohne die Verletzung hätte sie Essprobleme bekommen, zumal auch ihr sonstiger Clan nicht gerade stabil war. Das und die Verletzungen - Seles war körperlich nicht stabil - hätte sie sicher vier GStitel gekostet.

3. Die Konkurrenzsituation - Anfang der 90er befand sich das Damentennis im Umbruch. Navratilova war jahrelang vor dem Rücktritt, Sabatini zu wenig konstant und Sanchez-Vicario profitierte von den Verletzungen v. Seles/Graf. Erst ab 1996 kam eine gute Spielerin hinzu, Hingis, dann zwei Jahre später die Williams-Schwestern, dazu Capriati/Davenport. Ab 1998 war die Konkurrenz wesentlich schärfer. Die Schwestern prügelten den Ball noch härter. Spätestens ab 1998 wäre Seles so oder so eine von mehreren gewesen. Abzug: weitere vier Titel.

4. Seles "Divagehabe": ohne das Attentat wäre das eher so weitergegangen, dazu bis 1998 die Trainerkonkurrenz zwischen ihrem Vater und den Trainern, das alles hätte sie sicherlich nochmal zwei GStitel gekostet.

Also ja, es wären wohl 16-18 GStitel drin gewesen, also bestenfalls ein numerischer Gleichstand mit Evert,Navratilova und Graf (mit vier Titeln weniger) - aber mehr nicht.

Das Comeback - erst großartig, dann wechselhaft
Wie bereits beschrieben, führten verschiedenste Fehler dazu, dass Seles sehr lange brauchte, um zurück zu kommen. Nach HH blieb ihr Punktestand erstmal unangetastet. Als es länger dauerte, einigte sich die WTA darauf, sie bei ihrer Rückkehr zur Co - Nr. 1 (für die ersten 6 Turniere) zu machen. Bei den Spielerinnen traf das teilweise auf Widerstand. Graf meinte, das sei ok, Seles müsse aber wie jede andere auch 12 Pflichtturniere spielen. 1994 wurde Seles US-Bürgerin. Erst 1995, mit einem Showmatch gg. Navratilova im August, kam Seles zurück. Sie gewann darauf sofort in Kanada und kam ins Finale der US - O., wo sie Graf in einem großartigen Match mit 6:7, 6:0 und 3:6 unterlag. Danach bekam sie Überlastungsstörungen in Fuß und Knie. Erst 1996 kehrte sie zurück, und gewann die A.O. 1996 gg. Huber. Anscheinend war alles beim Alten- sie hatte Glück mit den Gegnern und gewann erneut aufgrund ihrer Konstanz. Doch nun kamen Verletzungen hinzu, die immer längere Pausen nötig machten. In Paris scheiterte sie im VF ausgerechnet an Novotna. Auf Rasen gewann sie in Eastbourne ihren ersten Titel, in W. ging aber nichts mehr. In NY erreichte sie nochmal das Finale und verlor es gg. die fittere Graf in zwei Sätzen. Regulär erreichte sie bei ihrem Comeback nur kurz nochmal die Nr. 2, im Folgejahr. In den nächsten Jahren musste sie häufig verletzt pausieren oder hatte Essprobleme - teilweise stand sie mit 10,15 Kg Übergewicht auf dem Platz. 1998 erreichte sie nochmal in Paris das Finale und verlor es gg. Sanchez-Vicario - dabei gewann sie wie 1995 Satz 2 mit 6:0. In dem Jahr starb ihr Vater. Im Mastersfinale 2000 verlor sie in drei Sätzen gg. Hingis - Bo5 war den Damen da wohl nicht mehr zumutbar. 2000 gewann sie in Olympia Bronze im Einzel. 1995 - 2002 blieb sie in den Top 10. 2002 war sie noch relativ konstant unterwegs, verlor selten früh. Eine Fußverletzung 2003 verhinderte dann erfolgreiches Tennis. Sie ging in die Verletzungspause und kehrte nicht mehr zurück. Ihren Rücktritt erklärte sie erst 2008.

9 GStitel, 5 Finals, zweieinhalbmal Nr. 1 am JE, 178 Wo. Nr. 1, 3x Masters - es war dennoch eine erfolgreiche Karriere - und ihr Stil leider Vorbildcharakter für andere (mit Ausnahme der beidhändigen Vorhand) - das Powertennis der heutigen Zeit kommt von Bollettieri und ihr. Sie steht auch trotz des Attentats und der fehlenden GStitel in den ewigen Top 10.

Fapfaktor ? bescheiden - da sind zum (vorerst ?) letzten Mal Alternativen nötig. Als solche gibt es Emanuelle Beart, eine gute frz. Schauspielerin, dann Jeanne Tripplehorn(y), eine US - Schauspielerin mit lustigem Namen, aber eben auch fappig, und schließlich Sonja Kirchberger, die Ösi-Venusfalle, mit Jg. 1964 ein Jahr jünger als die beiden anderen - jedenfalls alle drei fappig in Seles Zeit.

Nachtrag: Seles und das Geld - jedenfalls war sie schon vor ihrem 18.Geburtstag Millionärin. 1989 machte sie bereits hunderttausende $ nur mit Werbung. 1990 lag sie bei 1,8 Mio. $ Preisgeld - und mindestens dasselbe an Werbgegeld. 1991 stellte sie mit 2,5 Mio. $ einen neuen Preisgeldrekord auf und insg. bekam sie ca. 7 Mio. $, 1992 war sie die Nr. 1 bei den Damen mit 8,5 Mio. $ (Graf: 7,8 Mio. $). Insgesamt kommt sie auf ca. 15 Mio. $ Preisgeld, aber das sind jetzt nur noch Peanuts. Vor einigen Jahren heiratete sie einen Milliardär. Nachtrag 2: Nur zwei Spielerinnen auf der Tour haben wohl lauter geschrien - Sharapova und die Portugiesin Larcher de Brito.

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Zu den Herren habe ich noch gar nichts geschrieben. Der Jahrgang 1973 war bei den Herren ein schwacher Jahrgang, alle drei Jahrgangsbesten gewannen kein einziges GSturnier im Einzel. Daher werde ich auch niemanden favorisieren.

Der älteste im Jahrgang ist ausgerechnet der erste und bisher einzige, der tatsächlich noch aktiver Tennisprofi ist - im Doppel. Damit schließt sich ein weiterer Kreis. Es ist der Inder Leander Paes. In Indien gibt es vielleicht eine Handvoll Tennisprofis, die überhaupt Bekanntheit/Berühmtheit erlangt haben. Und unter diesen ist Leander Paes bis heute mit ziemlicher Sicherheit der reichste. Seit 1991 und damit seit bald 30 Jahren ist er Tennisprofi - dürfte wohl die längste Zeit aller Tennisprofis sein. Dazu ist er bis heute S&V - Spieler, also gleich doppelt ein Exot. Natürlich hat er aber im Einzel schon lange seine Karriere beendet, 2020 sollte sein letztes Jahr auch im Doppel werden. Das hat sich nun wohl geändert. Der Männerrückhänder wird wohl auch 2021 nochmal spielen. Im Einzel erreichte er nichtmal die Top 50, also ähnlich wie Nestor - ebenso ähnlich hat er acht GStitel im Doppel erreicht und war natürlich Nr. 1 im Doppel. Dazu ist er Mixed - Meister - er hat dort 10 GStitel geholt. 1996 gewann er in Atlanta Bronze - im Einzel ! Seine 8,8 Mio. $ geben nicht im mindesten wieder, was er in bald 30 Jahren bekommen hat, die Werbegelder dürften das Zehnfache dessen umfassen.


Der Baske Alberto Berasategui ist ein weiterer halbwegs erfolgreicher Tennisprofi des Jahrgangs. Sein Spiel war eine echte Kuriosität. Mit 1.72m nicht gerade der Längste, hatte er nur seine Beine und seine kuriose Technik, um auf Sand etwas zu gewinnen. In der Nähe von Bilbao aufgewachsen, äußerte er mit 13 seinen Eltern gegenüber den eher seltsamen Wunsch, in eine US - Tennisacademy zu gehen. Der wurde ihm erfüllt, drei Jahre später kam er zurück. 1989 hatte Spanien aber bereits etliche gute Jugendspieler, so dass ihm eher keine Aufmerksamkeit zuteil wurde. 1991 wurde er Profi, und gewann 1993 seinen ersten Einzeltitel. Seine Technik ? er hielt den Schläger mit einem extremen Westerngriff - so dass er für die Männerrückhand nicht umgreifen musste. Er spielte also Vor-wie Rückhand mit demselben Griff und derselben Schlägerseite. Habe selber mal versucht, so zu spielen, irgendwie ging sicherer Topspin, aber Geschwindigkeit nicht. 1994 war sein bestes Jahr, aus den Top 40 gelang ihm der Aufstieg bis zu Rang 7, er gewann sieben Turniere und erreichte weitere zwei Finals, eines davon bei den F.O., wo der Baske dem Katalanen Bruguera in vier Sätzen unterlag. 1994 war ein großes Tennisjahr für Spanien, Bruguera mit dem Sieg im rein spanischen Finale und Sanchez-Vicario ebenso mit GStiteln. Bis 1998 hielt er sich in den Top 30, aber das Finale in Paris war ein Ausrutscher. Mit seiner Technik und den wenigen Waffen, die er hatte, war nicht mehr drin. 14 Einzeltitel gewann er, alle auf Sand. Seit 1998 hatte Berasategui Handgelenksprobleme - das musste ja so kommen. So kam ein schneller Decline und er beendete seine Karriere 2001. 4,6 Mio. $ Preisgeld waren der Lohn für eine Karriere mit absolut exotischer Technik.


Der jüngste des Trios ist Greg Rusedski. Geboren in Montreal hat er englische, ukrainische und polnische Vorfahren. Kanada war Tennisentwicklungsland in den 90er Jahren, so dass Rusedski ab Beginn seiner Profizeit 1991 die volle Aufmerksamkeit hatte. 1993 gewann er denn auch seinen ersten Einzeltitel, natürlich auf Rasen. Denn mit 1.93m und seinem sehr guten ersten Aufschlag sowie als Linkshänder war er ein ordentlicher S&V - Spieler. Die Kanadier hatten einige Hoffnung in ihn gesetzt. Doch 1995 wechselte er seine Staatsbürgerschaft zu GB. Die Top 50 waren da schon erreicht. 1997 war sein bestes Jahr, da erreichte er in W. das VF - mehr sollte er überraschenderweise dort nie erreichen. In NY kam er ins Finale und unterlag Rafter. In diesem und um nächsten Jahr war er in den Top 10 - die höchste Platzierung war die Nr. 4. 1998 erzielte er einen Aufschlagrekord mit 240 km/h, den erst Roddick sechs Jahre später überholen konnte. Das Paris Masters gewann er in dem Jahr und in I.W. schaffte er es ins Finale. 1999 schaffte er es nochmal in die Top 20 und gewann den letzten Zastercup in Minga am Ende des Jahres. 2000 bis 2006 spielte er mit mäßigem Erfolg weiter, insgesamt erreichte er nur einmal ein GSfinale und ein weiteres VF. 2004 war er für Monate im Verdacht, Nandrolon eingenommen zu haben, anscheinend waren es aber verunreinigte Lebensmittel. Tim Henman war in GB deutlich beliebter, kein Wunder, der war konstanter im Erfolg und britischer. 2007 trat Rusedski zurück. Er arbeitet für den britischen Tennisverband und ist Kommentator. In einem Interview 2012 hat er mal folgendes gesagt - "Die Gleichschaltung der Beläge raubt dem Tennis eine wichtige Facette - die Entfaltung unterschiedlicher Tennistypen ! Mir ist das moderne Tennis zu gleichförmig geworden." Wahre Worte, die ich nicht besser hätte formulieren können. 9 Mio. $ Preisgeld hat er erspielt.


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Zitat von Tennisfanatic im Beitrag #181

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Der Baske Alberto Berasategui ist ein weiterer halbwegs erfolgreicher Tennisprofi des Jahrgangs. Sein Spiel war eine echte Kuriosität...Seine Technik ? er hielt den Schläger mit einem extremen Westerngriff - so dass er für die Männerrückhand nicht umgreifen musste. Er spielte also Vor-wie Rückhand mit demselben Griff und derselben Schlägerseite. Habe selber mal versucht, so zu spielen, irgendwie ging sicherer Topspin, aber Geschwindigkeit nicht

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1974 - das Ölembargo der OPEC gg. die westlichen Länder endet, aber die Wirtschaftskrise bleibt. Brandt, der schon im Vorjahr politisch nicht mehr wirklich stark unterwegs war, stürzt über Günter Guillaume, der sein persönlicher Referent war, und Stasispion obendrein. Im Mai muss Brandt deswegen zurücktreten, die Abgeordneten des BT wählen Schmidt zum neuen Bundeskanzler. Scheel ("hoch auf dem gelben Wagen") wird neuer Bundespräsident. Die DDR ist nun international anerkannt. Die RAF "arbeitet" weiter. Die letzten Soldaten der USA verlassen Vietnam, im August muss Nixon wg. Watergate zurücktreten. Waterloo war ja erst in 1974, da habe ich mich vertan. Ebenso in diesem Jahr kam - zunächst in Großbritannien, dann auch in Japan, eine Rockband auf, die zuerst mit Glamrock und etwas Progressive Rock auffiel - deren charismatischer Sänger sich zudem stark verkleidete - Queen. Ach ja, die Fussball-WM war auch noch. Deutschland wurde mit der besten Elf evar Weltmeister.

1974 ist das erste Jahr ohne Weiber als Jahrgangsbeste - denn die spielen ja "schon" wieder in Palermo. Dort gibt es denn doch zwei, drei Top 20 - Leute.

Bei den Herren ist das nun das nächste Jahr ohne wirklich interessante oder erfolgreiche Beste, nach den glorreichen Jahren 1967, 70, 71 gab es ein paar schwächere Jahrgänge.

Um den dritten Platz gab es einen Dreikampf, den der Ukrainer Andrei Medvedev knapp vor Tim Henman für sich entschied. Letzterer erreichte zwar sechs HF bei den GStiteln (davon viermal in W. - mit dem Henman Hill), war aber nie so nah dran an einem GStitel wie Medvedev. Der Jahrgangsdritte Medvedev ist der erste der Jahrgangsbesten aus dem ehemaligen Ostblock. Sicher, frühere Spieler aus der bis 1991 bestehenden UdSSR hatten kaum die Möglichkeit, erfolgreich und profitabel Tennis zu spielen. Es gab aber trotzdem ein paar Spieler, die ihr Geld mit Profitennis verdienten - genau einer erreichte in den 70er Jahren ein Finale bei GSturnieren. Als 1991 die Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärte, hatte sie bereits einen Hoffnungsträger, und das war Medvedev. Er gewann 1991 als Junior die F.O.. Dort und auf Sand allgemein feierte er seine größten Erfolge. Aus Kiev stammend, war sein Vater Parteifunktionär, seine Mutter seine Trainerin und die seiner älteren Schwester. Als er zehn war, ließen sich die Eltern scheiden und 1986 ging der Reaktor hoch. Die nächsten Jahre wurden schwer für ihn. Medvedev bedeutet Bär - und so verhielt er sich auch auf dem Platz. Immer etwas müde wirkend, tapsig, aber dann immer wieder mit intelligentem Tennis und gutem "Schachspiel" mit der beidhändigen Rückhand. 1992 gewann er mit 17 seine ersten beiden Turniere, darunter in Stuttgart - natürlich auf Sand. Bei letzterem Turnier bezwang er Edberg und verlor in Paris im AF gg. den späteren Sieger Courier. Überhaupt verlor er oft gg. den späteren Sieger der F.O., 1992 - 95, 97, 99. Ende 1992 war er mit 18 die Nr. 24 der Welt. 1993 war sein bestes Jahr, er erreichte das HF in Paris, in NY das VF. Letzteres war das unterhaltsamste Turnier - seine PK waren stets voll besetzt - gute Unterhaltung war garantiert. Deswegen forderte er auch Geld von den Reportern für seine Geschichten. Die Kabinen wollte er einteilen in die für laute und die für leise Leute. In der Players Lounge werde man "vergiftet" - die Nudeln würden in riesigen Mengen gekocht. Der Chefkoch flog darauf. Die 14 Pflichtturniere, die damals Regel waren, nutzte er aus - und spielte überall mit viel Antrittsgeld, aber nicht überall mit derselben Intensität - um es mal vorsichtig auszudrücken. Den Ferrari, Porsche, die tollen Uhren - all das kaufte er schon mit 19. 1994 gewann er in MC - seiner Nebenresidenz neben Leimen (!) und in HH. In dem Jahr und den ein, zwei nächsten war er mit Anke Huber liiert. Er erreichte seine höchste Platzierung, Nr. 4. Danach ging es langsam abwärts, aber noch immer verhandelte er hart um Verträge. 1995 und zwei Jahre später gewann er nochmal in HH.

1999 war er am Boden angelangt, kaum noch in den Top 100. Er hatte ein Gespräch mit Andre Agassi, der gerade auf dem Weg zum Comeback war. Der konnte ihm einige Ratschläge geben. Als Nr. 100 erreichte er in Paris das Finale - gg. Agassi. Dort führte er 2:0 nach Sätzen, dann gab es eine Regenpause. Andre kam wie verwandelt zurück und gewann noch. Das war das letzte Highlight. Zwei Jahre später erklärte der erst 27-jährige 1.93 m lange Medvedev seinen Rücktritt, auch verletzungsbedingt. 11 Turniersiege, das Finale in Paris und 6,7 Mio. $ Preisgeld waren der Lohn.

Jahrgangszweiter ist der Spanier Alex Corretja. Immerhin spielte er noch eine Männerrückhand, war aber ansonsten - wie sollte es auch anders sein - Grundlinienspieler. 1990 gewann er die Orange Bowl und wurde wie Medvedev 1991 Profi. Jahrelang kam er nicht durch, bis 1996. Dann gab es den Durchbruch, ausgerechnet in NY. Im VF spielte er gg. Sampras ein unglaubliches Fünfsatzmatch, in dem sich Sampras übergeben musste. Sampras gewann mit 7:6 im fünften Satz nach bald fünf Stunden und Abwehr eines MB gg. die Nr. 31, Corretja. Der beschloss das Jahr als Nr. 23 und kam im nächsten Jahr erstmals in die Top 20, gewann dabei in Rom. 1998 war sein bestes Jahr. Er erreichte als Nr. 14 der Setzliste das Finale mit einem Sieg über den Lokalmatador Pioline im HF, unterlag dort aber glatt Moya - ein weiteres spanisches Finale nach 1994. Da fast alle anderen Topprofis schwächelten, erreichte er auch die Top 10 und dann auch das ATP - Finale (Tennis Master Cup) in Hannover. Dort hatte er dann seinen größten Erfolg - im HF bezwang er Sampras in drei Sätzen, im Finale dann Moya in fünf Sätzen. Corretja war ATP - "Weltmeister". Das Jahr konnte er damit sogar auf Platz 3 beenden, fünf Turniere gewann er. 1999 war er zeitweise sogar die Nr. 2 stürzte aber aus den Top 20 raus. 2000 kam er wieder in die Top 10 zurück und feierte etliche Erfolge. So gewann er in Olympia Bronze im Doppel, gewann in I.W. und wieder bei fünf Turnieren. Spanien gewann den DC erstmals - auch wegen seiner Beteiligung.

2001 erreichte er nochmal das Finale in Paris und verlor es in vier Sätzen gg. Kuerten. Das Jahr beendete er in den Top 20, genau wie 2002, als er ins HF in Paris kam. Die F.O. waren das einzige GSturnier, in dem es ihm überhaupt gelang, ins HF zu kommen, in W. spielte er kaum (wäre sowieso nichts zu holen gewesen, auf echtem Rasen). Ausgerechnet auf Rasen gewann er im DC gg. Sampras.2003-05 lief nichts mehr zusammen, weswegen er dann 2005 den Rücktritt erklärte, anscheinend auch wg. einer Augenverletzung.

Zwei GSfinals, der Titel beim ATP - Finale, 17 Turniersiege und kurzzeitig Nr. 2 - Corretja hat viel aus seinem nicht wirklich großem Talent gemacht. 2008-11 war er ein Trainer von der Möhre.

Jahrgangsbester ist der Russe Yevgeni Kafelnikov - Freund Yelzins und Putins. Er stellt sich gut mit den Mächtigen in Russland - was seinem Portemonnaie immer geholfen hat. Geboren in Sotschi am Schwarzen Meer, begann er mit sechs Jahren Tennis zu spielen - anscheinend war er von Anfang an privilegiert (Wostock hieß die russische Schlägermarke). 1988 wurde Tennis olympisch - und die UdSSR hatte wieder Interesse daran. Profis wie Chesnokov waren recht erfolgreich zu der Zeit. 1990/91 verfile das Reich und Tennis war wieder auf dem Rückzug. Sein dicker Trainer Lepeshin meinte, in Moskau sei er besser aufgehoben, so dass er ab 1990/91 als vielversprechendes Talent bis 1992 dort trainierte - davor absolvierte er das Staatliche Institut für Sport in Krasnodar.
Ab 1992 war Kafelnikov Profi. Im Folgejahr wurden die Bedingungen in Moskau schwieriger und schwieriger, das Geld weniger. Also ging er nach Deutschland, wie auch Medvedev das tat. In dem Jahr ging es schon fast in die Top 100 und spielte die ersten DC - Matches. 1994 hatte er seinen Durchbruch, war aber nach wie vor schüchtern und zurückhaltend - seine Prognosen übertraf. Er gewann drei Turniere und kam in HH ins Finale. Im DC besiegte Russland Russland Deutschland im HF mit 4:1 und verlor im Finale. Yelzin - ein großer Tennisfan - wurde auf Kafelnikov aufmerksam. Am Ende des Jahres stand er auf Platz 11, obwohl er noch immer nichtmal ein VF auf höchster Ebene erreicht hatte.

Spielstil ? sehr schnelles Grundlinientennis, sehr guter Return und mit 1.90 auch guter erster Aufschlag

1995 änderte sich dies - und Kafelnikov auch. Von der ersten Preisgeldmillion kaufte er sich einen Ferrari, die war schon bei den A.O. erreicht, bei denen er das VF erreichte und klar an Agassi scheiterte. Bei seinem Turniersieg in Mailand schlug er Stich, Ivanisevic und Becker. In Paris besiegte er Agassi im VF glatt. Von nun an verlangte Kafelnikov für alles und von jedem Geld. Die Geldgier hatte ihn erreicht. Antrittsgelder gab es reichlich, 100 K $/Turnier, manchmal auch mehr (zum Vergleich: Agassi bekam 400 K $, Sampras sicher 350 K $, Becker mindestens 300 K $; Ivanisevic kassierte ähnlich). In W. erreichte er auch zum ersten und letzten Mal das VF. Am Ende des Jahres war er die Nr. 6, erreichte wieder das Finale im DC und half dabei im HF wieder, Deutschland zu besiegen, diesmal mit 3:2. Nach wie vor ein verschenkter Sieg für Deutschland ! Im Finale verlor Russland gg. die USA.

1996 gewann er seinen ersten GStitel - in Paris. Im HF erlöste er den ausgepowerten Sampras, im Finale gewann er mit schnörkellosem Powertennis von der Grundlinie aus gg. Michael Stich, den letzten S&V - Finalisten von Paris. Im Doppel gewann er ebenso seinen ersten GStitel - er ist der letzte Doppelsieger der Herren. Sein riskantes Hochgeschwindigkeitstennis verlieh ihm den Namen Kalaschnikov. Dabei waren zig unnötige Fehler wohl eingeplant. Erstmals musste er verletzungsbedingt passen, in NY. Mit vier Turniersiegen und sechs Finals beschloss er das Jahr als Nr. 3. Im Folgejahr gelang ihm kein großer Erfolg, immerhin erreichte er das Finale in Hannover beim ATP-Finale, wo er glatt gg. Sampras verlor, in den Top 5 hielt er sich. Im Doppel gewann er zwei GSturnieren. 1998 gings bergab, immerhin verteidigte er seinen Titel in Moskau, Yelzin war nun sein bester Freund. Als Nr. 11 hatte er aber immer noch einen guten Ausgangspunkt für 1999.

1999 wurde dann sein bestes Jahr. Gleich zu Beginn gewann er die A.O. Im HF gewann er gegen uns Tommy und im Finale gg. den Schweden Enqvist. Er musste keinen einzigen Gegner mit GStitel schlagen - und nur einen Gesetzten (Martin im VF). Ende der 90er bis Anfang des nächsten Jahrzehnts war mit einer Ausnahme (1999: Agassi) allerdings eine Zwischenphase, so dass auch die nicht ganz so großen Champions mal die Nr. 1 abstauben konnten. So geschah es dann mit Kafelnikov, 5 Wo. durfte er sich in dem Jahr Nr. 1 nennen - es war bestenfalls halbwegs verdient. Denn er erreichte nur noch das HF in NY. Erstmaligen Kontakt hatte er mit Putin. 2000 war nochmal ein gutes Jahr. In Australien erreichte er das Finale und verlor es gg. Agassi. In Olympia holte er die Goldmedaille gg. uns Tommy und blieb in den Top 5. 2001 hatte er ein konstantes Jahr, erreichte in NY das HF und auch sonst einige gute Turniersiege, etwa in Moskau zum 5.Mal (Putin war nun sein bester Freund). Längst waren da Gerüchte um Spielmanipulationen aufgetaucht. Kafelnikov verlor ein paar Mal sehr früh...

2002 war er Teil des russischen DC - Teams, welches erstmals den DC gewann, mit Safin und ihm ein Traumteam. Er gewann seinen vierten und letzten GStitel im Doppel, war ansonsten eher lustlos und nicht mehr fit unterwegs, er flog aus den Top 20. Seine letzten Turniere spielte er 2003 und nahm dann Urlaub, der ein Rücktritt war.

2 GStitel, ein Finale, 5 Wo. Nr.1, 4 GStitel im Doppel, 26 Einzeltitel und knapp 24 Mio. $ an Preisgeld (und etliche Mio. an Werbeeinnahmen, Antrittsgeldern und abgezocktem Geld) - die Karriere lohnte sich. Danach spielte Kafelnikov Poker und war quasi professionell dort unterwegs. 2008/09 trainierte er Safin, mittlerweile schon etwas dick geworden, da war sein alter Trainer wohl Vorbild. Kurzzeitig spielte er auch auf der Tour of Champions. Russlands erster GStitelträger und erste Nr. 1 - für den Osten war er ein Pionier.

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WIR nähern uns nach wie vor der Gegenwart an - aber erreichen sie noch nicht. Menschen, die 1975 oder früher geboren sind, haben bis zu ihrem 21. Geburtstag weder Smartphones gekannt, noch ein Handy gehabt. Sie waren bis dahin meist nicht im Internet - selbst tragbare PCs (Laptops/Notebooks) gab es nicht in akzeptabler Form. Sicher schwer vorstellbar für die allermeisten TFW - Nutzer. Allerdings wurden Menschen im Jahr 1975 erstmals mit 18 Jahren volljährig. Der Vietnamkrieg endete offiziell mit dem Sieg Nordvietnams. In Spanien vst der Diktator Franco nach fast 40 Jahren Herrschaft - bis zuletzt unbehelligt, seine Staats-und Kriegsverbrechen blieben ungesühnt. Aus Spanien wird eine Monarchie. Die erste Spielekonsole ? - wohl die TV Tennis Electrotennis in Japan. Der BUND wird gegründet - und Microsoft. Die KSZE wird gegründet.

Beim Tennis sieht es diesmal klar langweilig aus - alle drei Jahrgangsbesten zeichneten sich nicht wirklich aus. Dabei ist fraglich, wer Jahrgangsbester sein soll - das überlasse ich den Lesern.

Jahrgangsdritter ist in jedem Fall der Chilene Marcelo Rios. Mit 1.75 m nicht gerade der längste Profi, hatte er doch ein recht kreatives Grundlinienspiel, irgendwie sehe ich ihn als Vorläufer zum Itaker Fognini. "Move your fat ass" soll er mal in einer Schlange Mitte oder Ende der 90er zu der gesagt haben, die vor ihm war. Die, die vor ihm in der Schlange stand, war Monica Seles. Habs nachgesehen, das war eine Warteschlange beim Lunchbuffet 1997. Anscheinend begann er erst mit 11 das Tennisspiel, recht spät also. Sechs Jahre später gewann er die US - O. als Junior. Das Jahr 1994 war sein erstes Profijahr. Mit seinen langen Haaren, seiner Sonnenbrille, seinem lässigen Auftritt und seiner Schnelligkeit, wie seinen raffinierten Schlägen war er ein Exot auf der Tour. 1995 erreichte er die Top 30 und gewann seine ersten Titel. 1996 kam dann sein Durchbruch - allerdings fast nur auf der ATP Tour - bei den GSturnieren hatte er weiterhin kaum Erfolg. Die Super 9 Turniere spielte er aber gut genug, um am Ende des Jahres auf Platz 11 zu stehen. Im Folgejahr schaffte er es zum Sieg in MC, immerhin viermal über die R 3 hinaus bei GSturnieren, VF in Australien und US Open. Das Jahr beendete er als Nr. 10, auf der GSturnierebene war es sein konstantestes.

1998 war sein stärkstes Jahr. In Australien kam er ins Finale und verlor sang-und klanglos gg. Korda. Die ATP Tour war weak in dem Jahr - Sampras war nicht mehr ganz so stark und Agassi erst auf der Comebacktour, Becker zurückgetreten. Viele schwächere Spieler nutzten die Chance und wurden kurzzeitig Nr. 1. Der am wenigsten erfolgreiche unter ihnen war Rios. Nach seinem Sieg in Miami - damals noch "GSturnier" Nr. 5 - gg. Agassi wurde er die Nr. 1 für einige Wochen (er startete das Turnier als Nr. 5). Der Chilene war der "most hated" Profi auf der Tour. Er pöbelte gg. den Gegner, gg. das Publikum. Auf die Frage eines Reporters, ob seine Vorfahren Indianer gewesen seien, antwortete er - ich frag dich doch auch nicht, ob du der Sohn einer Hure bist. Jedenfalls gewann er gleich drei Super 9 Turniere (I.W., Miami, Rom), dazu den Zastercup in Minga und war insg. sechs Wochen völlig unverdient Nr. 1. Seine Resultate rechtfertigten auch die Nr. 2, die er am Ende des Jahres war, nicht. Das beste neben dem Finale war noch ein VF bei den F.O.. 1999 hielt er sich noch in den Top 10 und gewann in HH. Allerdings gab es nun immer häufiger Verletzungen. 2000 folgte eine OP. 2001 gewann er sein letztes Turnier und 2002 war er das letzte Mal unter den Top 25. 2003 gewann er noch den World Team Cup in Düsseldorf, dann war es aber 2004 vorbei mit der Karriere, zu viele Verletzungen. 2006/07 war er gerade mal 30/31 und hatte sein Debüt auf der Tour of Champions, der jüngste jemals bei den Senioren. Dementsprechend räumte er erstmal ab. 18 Titel, darunter einige Super 9 Turniere, 6 Wo. Nr. 1 und einmaliger Finalist, dazu 9,7 Mio. $ Preisgeld - in Chile war er ein Held.

Die Frage, wer Jahrgangsbester war, ist schwierig zu beantworten. Sie entscheidet sich zwischen Albert(o) Costa und Thomas Johansson. Erstgenannter gewann die F.O. 2002, letztgenannter die A.O. 2002. Beide erreichten ein weiteres HF, Costa in Paris 2003, Johansson in W. 2005. Bei Costa war die beste Platzierung Nr. 6, bei Johansson Nr. 7. Johansson gewann Silber im Doppel bei Olympia 2008 - Gegner waren Wawrinka/Federer, womit sich ein weiterer Kreis schließt. Costa gewann Bronze im Doppel bei Olympia 2000. Costa spielte immerhin die Männerrückhand, die war aber genauso schwach wie bei Corretja oder Rusedski - Johansson die Mädchenrückhand. Costa gewann in HH 1998, Johansson in Montreal 1999 ein Super 9 Turnier. Costa gewann 12 Turniere und beendete seine Karriere 2006 (Motivationsprobleme, Verletzungen) mit 7,7 Mio. $, Johansson gewann 9 Turniere und beendete die Karriere 2009 mit 7,2 Mio. $. Selbst gleich groß waren beide (1.80 m).

Nur eines ist klar - Costas GSturniersieg wurde in Spanien deutlich mehr beachtet, als Johanssons GSturniersieg in Schweden. Das lag aber daran, dass mit Bruguera, dann Berasategui, Corretja, dann Costa und dann Moya sowieso recht viele Top 10 - Spieler schon in den 90er Jahren unterwegs waren. Die Spanier kamen, die Schweden gingen. Edberg beendete seine Karriere 1996, und Enqvist wie zwei, drei andere konnten das Interesse kaum aufrecht erhalten, da sie zu wenig im Einzel gewannen. Als Johansson 2002 in Australien gewann, interessierte das selbst in Schweden kaum noch einen. Gut, er er war auch nicht der charismatischste Spieler oder einer mit einem interessanten Spielstil.

Letzten Endes war der Tennisjahrgang 1975 recht langweilig. Deutlich besser sollte das für 1976 werden...

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Nö, hätte einfach mehr Bücher gelesen

Mit Schrecken aber auch Erleichterung ist festzustellen, dass die Tour nicht erst in zwei Wochen, sondern "schon" in einer Woche weitergeht - mit den Challengern. Das bedeutet, es ist nur noch wenig Zeit, um die noch fehlenden Jahrgänge zu bearbeiten. Da trifft es sich gut, dass die Weiber bereits wieder spielen, so fällt die Jahrgangsbeste dort weg.

1976 gibt es eine wirklich positive Nachricht - der letzte Top 3 - Schlächter des Jahrhunderts verendet - Mao Tse-tung. Auf der anderen Seite hat die Welt einen kommunistischen Staat mehr, das wiedervereinigte Vietnam. Jimmy Carter ist der neue US - Präsident, ein Hoffnungsschimmer für die US - Amis, die schlechte Jahre hinter sich haben. In Schweden wird eine Deutsche Königin. Helmut Schmidt wird erstmals mittels einer Bundestagswahl als Bundeskanzler bestätigt, noch einmal kann die SPD absahnen. Apple wird gegründet. Die Zeit der dt. Traumelf endet bei der EM. Die Eagles haben ihren Welthit, während Abba und Queen einen Hit nach dem anderen landen.

Im Tennis ist dieser Jahrgang endlich wieder ein interessanter Jahrgang. Um die Position des Jahrgangsdritten gab es einen Dreikampf, den Mark Philipoussis knapp für sich entscheidet, vor dem Schweden M. Norman (lange Zeit Trainer v. Stan und F.O. Finalist) und unserem Shaker, dem roten Blitz aus Korbach, Rainer Schüttler. Er ist der letzte dt. Finalist eines GSturniers (A.O. 2003, verlor glatt gg. Agassi), war in den Top 5, erreichte in W. einmal das HF und 2003 auch das HF beim Abschlussturnier. Dazu war er ein echter Sympathieträger, was ihn von so manch anderem (Möchtegern-)Nachfolger v. Becker und Stich unterscheidet.

Aber nun zu "Scud" - dem Australier Mark Philipoussis - nach einer Pause...

Fortsetzung: Mark Philipoussis war fast ein Riese - mit 1.96 m - und er hätte das auch auf dem Platz werden können - WENN er denn die notwendige Motivation, Leidensbereitschaft gehabt hätte und nicht so viel Verletzungspech. Er war schon der dritte Hoffnungsträger der Australier nach Cash und Rafter, und vielleicht sogar derjenige von den dreien mit dem größten Talent. Mit sechs begann er Tennis zu spielen, und ging dann auf eine Sportschule wie auf ein Sportcollege im fernen Australien. 1993 und im Folgejahr war er noch als Junior erfolgreich unterwegs. 1994 war dann auch sein erstes Profijahr. 1995 mit gerade mal 18,5 Jahren war er der jüngste unter den Top 50. Am Ende des Jahres stand er auf Platz 38. Anscheinend waren die Zeiten für Teenager bei den Herren bereits 1995 vorbei, nachdem sie noch ein halbes Jahrzehnt zuvor noch etliche hatten (Chang, Agassi, Sampras usw.). 1996 war sein Sieg über den großen Pete Sampras in R 3 bei den A.O. ein Hoffnungsschimmer für die Australier, Cash war schon Jahre weg vom Fenster und Rafter noch nicht richtig da. Das war sein erster Sieg gg. einen Top 10 - Spieler und dann gleich gg. den besten. Nach dem Sieg folgte aber die Niederlage im AF gg. einen anderen Australier, der eigentlich Doppelspezialist war, Woodforde. In dem Jahr gewann er das erste Turnier.

Im Folgejahr stellte "Scud", dessen erste Aufschläge wie Raketen waren, mit 229 km/h einen Rekord auf, seit die ATP 1991 mit dem Messen begann (erst Rusedski konnte den ein Jahr später verbessern). Mark - der mit griechischen Vorfahren wie ein Adonis daher kam und entsprechend viele weibliche Blicke auf sich zog - gewann gleich drei Turniere (darunter Minga auf Sand) und kam in die Top 20. Sein Spiel ? krachende Männerrückhand, harte Vorhand, erstklassiger Aufschlag und teilweise gutes S&V. 1998 wurde sein Jahr. In W. erreichte er das VF und in NY sogar das Finale, in dem er im australischen Duell Rafter unterlag. 1999 erreichte er endlich auch mal die Top 10 /u.a. mit dem Sieg in I.W.) - und war im VF in W. auf einem guten Weg, Sampras zu schlagen, als er sich verletzte und aufgeben musste. Dann verpasste er NY und konnte viele Punkte nicht verteidigen. Das Knie sollte seine Hauptverletzung werden, eine erste OP erfolgte noch 1999. Im DC half er mit zum Sieg. 2000 beendete er auf Platz 11, verlor im AF in Australien gg. Agassi und gewann in R 1 in Paris gg. Sampras, verlor aber gg. Ferrero im AF. In W. erreichte er nochmals das VF und verlor gg. Agassi. 2001 verpasste er wg. zweier weiterer Knie-OP komplett. Erst 2003 konnte er nochmal überzeugen, er kam ins Finale in W. nach Siegen über Agassi (in fünf Sätzen) und Grosjean, dort unterlag er mit ordentlicher Leistung unserem Rogi, war ein ordentliches Finale damals. Nochmal kam er in die Top 10. Seine restliche Karriere war dann bescheiden, ein weiterer DC - Sieg 2003, das wars. Weitere Verletzungen folgten und immer wieder Comebackversuche. 2006 hatte er seine letzte echte Saison, der offizielle Rücktritt erfolgte erst neun Jahre später- ab 2012 spielt Mark auf der Tour of Champions. 2011 hätte er eine WC für I.W. (Quali) bekommen können - er spielte lieber auf der Champions Tour.

2 Finals, 11Titel, ca. 7 Mio. $ Preisgeld, viele Asse (46 gg. Agassi in 2003, nur Krajicek hatte 49 in einem Match) - und doch hätte bei dem Talent und den Anlagen mehr rauskommen sollen, wenn nicht müssen.

Jahrgangszweiter ist der Spanier Carlos Moya - ein weiterer Spieler, den es zu hassen gilt...
Und WIR wissen warum - er stammt aus Palma, Mallorca - und sorgte mit für den Aufstieg eines anderen Mallorquiners -sowie für den Abstieg unseres Boris. Er ist neben Agassi und teilweise Sampras die Verbindung zur Gegenwart, denn er spielte gegen jeden der heutigen Big 3. Zum Glück verlor er alle sieben Matches gg. uns Rogi - den Proleten und auch Nadal konnte er noch ein paar Mal schlagen. Mit sechs Jahren begann er mit dem Tennis. Schon 1994 begann er mit dem Profitennis - in Spanien gab es da schon ca. 20 Futures (heute: wohl 40) und etliche Challenger, was bereits ein großer Vorteil ist. 1995 kam er in die Top 100 und gewann ein kleines Turnier. 1996 kam er in die Top 30, dabei landete er ausgerechnet in Paris - Bercy einen Sieg gg. Boris. Das setzte sich im Folgejahr fort - in R 1 der A.O. spielte er gg. TV Becker und gewann in fünf Sätzen - . Das war leider ein Anstoß für uns Boris, nur noch für Wimbledon zu planen. In dem Turnier besiegte er noch Chang und kam ins Finale, wo er Sampras unterlag. Auch ohne große Turniersiege kam der Grundlinienspieler mit dem starken ersten Aufschlag (bis 220 km/h) und der guten Vorhand wie der Mädchenrückhand in die Top 10. Allerdings gab es bereits erste Verletzungspausen.

1998 war sein bestes Jahr. Er gewann in MC, dann besiegte er Rios im VF in Paris, um dann im Finale Corretja klar zu schlagen. Am Ende des Jahres unterlag er ihm beim Abschlussturnier der ATP nach 2:0 noch 2:3 nach Sätzen. In NY erreichte er noch ein HF. Im März 1999 war während der Weak Era zwei Wochen Nr. 1 - unverdient wie wenigstens ein halbes Dutzend der mittlerweile 26 Weltranglistenersten. Das HF in NY 1998 war sein letztes. 1999 ff. erreichte er kein weiteres mehr. 1999 hatte er eine weitere Verletzung nach NY. 2002 - 04 kam er nach zwei schwachen Jahren nochmal in die Top 10, auch wg. der Siege bei den 1000ern in Rom und Cinci. 2003 ließ er Nadal in HH gg. sich gewinnen. 2004 gewann er den DC mit Spanien. 2005 verlor er auf HC gg. Nadal, im Jahr darauf gelang ihm nochmal ein Sieg in Miami gg. Nadal. Nadal hatte er trainiert, als der 14 war. Sein letzter Turniersieg kam 2007, in Paris unterlag er im VF glatt gg. Nadal. Da hatte Moya bereits Hüftprobleme, die dann 2008/09 zu OP führten. 2010 musste er auch wg. Fußverletzungen erkennen, dass es nicht mehr reicht.
1GStitel, 1 Finale, 1 HF, 2 Wo. unverdiente Nr. 1, 20 Titel und mehr als 13 Mio. $ - dazu etliche Werbemillionen, denn Moya war fast ein Jahrzehnt umschwärmt - insg. eine erfolgreiche Karriere für das Oneslamwonder. Seit 2011 spielt er bei den Senioren mit. Er ist heute der Haupttrainer von einem gewissen Nadal, womit sich ein sehr hässlicher Kreis schließt.

Aber zum Glück ist er nicht Jahrgangsbester - das ist der der Brasilianer Gustavo Kuerten. WIR dürfen uns mit ihm auch geehrt fühlen - denn er hatte eine dt. Großmutter. Ohne deren Geld hätte er nicht Profi werden können. Mit sechs fing er an, Trainer war sein Vater, der aber schon 1985 verging, dann war sein älterer Bruder sein Trainer. Als Junior gewann er dann wohl alles, was es in Südamerika zu gewinnen gibt. Natürlich war Sand sein Lieblingsbelag - gab auch kaum etwas anderes. 1995 wurde er Profi, blieb aber bis zu den F.O. zwei Jahre später nicht wirklich erfolgreich. Als Nr. 66 trat er an - und besiegte mit Muster, Medvedev, Kafelnikov und im Finale Bruguera gleich vier Favoriten ! Das ist etwas, was Nadal nie geschafft hat. Dreimal musste Kuerten über die volle Distanz gehen. Nur zwei waren jemals niedriger in der WR und gewannen einen GStitel - der zugleich sein erster Titel überhaupt war. Aus dem Nichts war er Brasiliens und Südamerikas Held und erster Nachfolger von Vilas. 1998 war er zudem Brasiliens Sportbotschafter. Damit war er mental überfordert - er verlor zu viel. 1999 kam er zurück, erreichte 3x das VF (sogar in W., dann natürlich in Paris u. NY) und kam in die Top 5, auch wg. der Siege in Rom und MC. In Paris verlor er aber gg. Medvedev.

2000 dann sein bestes Jahr - er gewann erneut in Paris (gg. Norman nach 11 MB). Dazu gewann er gg. Sampras beim Abschlussturnier und dann gg. Agassi im Finale. Damit wurde er die Nr. 1 am Jahresende, nicht unverdient und damit die erste verdiente Nr. 1 Südamerikas, nachdem Vilas seine nicht anerkannt bekam und Rios unverdient war. 2001 verteidigte er seinen Titel. Zudem gewann er in Cinci. Mehr und mehr machten ihm dann Verletzungen zu schaffen. Sechs Turniere gewann er in 2001, danach bis 2004 immerhin jedes Jahr einen, also insg. acht Jahre in Folge. 2000/01 gewann er am meisten Preisgeld (ca. 4 Mio. $/J.) In Paris lieferte er bis 2004 weitere gute Shows ab - das Publikum liebte ihn. Er spielte die Männerrückhand (kein Wunder, dass sie ihn liebten) und auch sonst recht attraktives Grundlinientennis. 2004 erwischte er den großen Favoriten Federer in Paris in R 3 und besiegte ihn mit 3:0, im VF scheiterte er dann leider an Nalbandian. Dann folgte Verletzung auf Verletzung, und die Hüfte ließ ihm keine Ruhe mehr. 2008 erklärte Gustavo Kuerten seinen Rücktritt, natürlich in Paris.

3 GStitel, 1x ATP - WM, 1x JE Nr. 1, 43 Wo. Nr. 1 - eine richtig gute Karriere, die Kuerten für brasilianische Verhältnisse recht reich gemacht hat (für einen Nichtfussballer), knapp 15 Mio. $ an Preisgeld und sehr wahrscheinlich das mehrfache an Werbegeldern.

Nachtrag: Larry Passos war sein Trainer, ab 14 (davor, gemeinsam mit dem Bruder und teilweise Vater war es Carlos Alves) und ab da 15 Jahre. Dürfte wohl die längste Trainer-Tennisprofi Bindung gewesen sein (ähnlich zu Picard - Edberg).

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Zitat von Tennisfanatic im Beitrag #188

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Da trifft es sich gut, dass die Weiber bereits wieder spielen, so fällt die Jahrgangsbeste dort weg.
1976 gibt es eine wirklich positive Nachricht...

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Zitat von Görgianer im Beitrag #189

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Zitat von Tennisfanatic im Beitrag #188

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Da trifft es sich gut, dass die Weiber bereits wieder spielen, so fällt die Jahrgangsbeste dort weg.
1976 gibt es eine wirklich positive Nachricht...

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1976 wäre bei den Weibern auch einfach. Das kann natürlich nur unsere Babsi sein

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1977 - das Jahr des dt. Herbstes. Die RAF wütet nach Belieben und entführt den Arbeitgeberchef und früheren SS - Offizier Schleyer, den sie dann auch tötet. Dazu die Entführung des Flugzeugs Landshut nach Mogadischu und die Tötung des Vorstandssprechers der Dresdner Bank, da er nicht entführt werden konnte - es war viel los. Der King of Rock´n Roll Elvis Presley stirbt. Immerhin auch etwas positives, die Voyager 1 startet zu den Sternen - gibt es sie noch, oder haben die ANDEREN sie gefunden ? Ansonsten - Star Wars beginnt in dt. Kinos und Muhammad Ali gewinnt seine letzten Kämpfe.

Tennismäßig ist dagegen kaum was los gewesen - noch weniger als im bereits mauen 1973. Diesmal habe ich wieder keinen einzigen GSturniergewinner (Einzel) für diesen Jahrgang im Angebot. Aber umso besser, dann kann ich den Jahrgang schnell abhaken.

Im Doppel ist vielleicht der Weißrusse Max Mirnyi zu erwähnen, der es im Einzel "nur" in die Top 20 und zu keinem HF auf höchster Ebene brachte, aber mit 1.96 m auch im Doppel punkten konnte. Sechs GStitel im Doppel und vier weitere im Mixed, dazu die Goldmedaille im Mixed, die Nr. 1 im Doppel und immerhin ca. 11,8 Mio. $ an Preisgeld. Er beendete seine Karriere erst 2018, war also ganz dicht an der Gegenwart dran.

Im Einzel gibt es eigentlich keinen, der hervorstach. "Kiwi", bzw. Nicolas Kiefer war ein Möchtegern - Agassi Verschnitt, der bei weitem nichtmal ansatzweise an den Agassi rankam. Unter dem Nachfolgetrio Haas, Schüttler und ihm war er der schwächste. Gerade mal ein HF auf höchster Ebene sprang heraus, dazu die Silbermedaille mit Schüttler nach vier vergebenen MB, und ein HF (wie Schüttler) beim Abschlussturnier.

Der einzige, der neben Mirnyi für den Posten des Jahrgangsbesten in Frage kommt, ist der Franzose Arnaud Clement. Er erreichte das Finale der A.O. 2001 und unterlag Agassi. Beste Platzierung war die Nr. 10 in dem Jahr. Übrigens besiegte er bei den A.O. den jungen Roger Federer in R 3, wobei er aber schon gesetzt war, uns Rogi nicht. War also eher ein Pflichtsieg. Mit seiner Brille und Kampfkraft fiel er auf. 2004 spielte er gg. Santoro das insgesamt zweitlängste Match im Profitennis, mit 6 Std. 33 min. in R 1 - und verlor mit 14:16 im 5. Satz. Nie wieder erreichte er auch nur ein HF. Im Doppel lief es besser, dort gewann er einmal in W.. 1996 begann seine Karriere, 2012 hörte er auf. Etwas über 7 Mio. $ Preisgeld sprangen für den kleinen Mädchenrückhänder (1.73m) heraus.

1978 gleich drei Päpste sind im Vatikan. Der mittlere geht bereits nach 33 Tagen - Gerüchte kommen auf, die Mafia hätte ihn entsorgt. Im Iran regt sich die islamische Revolution. Filbinger, MP von B-W tritt als ehemaliger Nazimarinerichter zurück. Sigmund Jähn aus der DDR ist der erste Deutsche im Weltall.

Wir alle wussten es - eines Tages MUSSTE es so kommen. Dies ist der letzte von mir zu den Jahrgangsbesten regulär zu bearbeitende Jahrgang. In nicht mal einer Woche beginnt das 1000er in NY, und in wenigen Tagen die Challengerturniere. Die Rückkehr des Profitennis steht fest. 50 Jahre nach dem ersten Jahrgangsbesten kommt wieder jemand, der von Umständen, die nicht an seinem Spiel lagen, gehindert worden ist, GStitel zu gewinnen.

Wer ist der letzte Jahrgangsbeste ? Etwa der Argentinier Mariano Puerta, der einmal ein F.O. - Finale gg. Nadal erreichte, aber sonst trotz Dopings nichts ? Etwa der Seedeutsche Verkerk, der auch im Finale der F.O. stand, aber sonst wegen Verletzungen ebenso nichts mehr erreichen konnte ? Übrigens sieht man an beiden gut, mit wieviel "Qualität" sich Nadal lange Zeit herumschlagen musste, um in Paris zu gewinnen. In den Finals hatte er jedenfalls meistens Glück. Aber zurück zur Frage - natürlich sind beide nicht würdig genug, Jahrgangsbester zu sein. Auch der Franzose Grosjean ist es nicht, er war niedriger platziert als unser Jahrgangsbester und gewann weniger Titel. Die Bryan - Brothers sind immerhin zu nennen, sie sind gemeinsam Jahrgangszweite und wohl das bislang beste Doppel der Welt, mit 18 (Mike) bzw. 16 (Bob) haben sie die meisten GStitel im Doppel gewonnen.

Nein, Jahrgangsbester ist natürlich Tommy Haas. Er war der Beste der Spieler, die keinen GStitel gewinnen konnten. Das meint nicht nur Nick Bollettieri, sondern auch ich. Vier HF auf höchster Ebene, die Nr. 2 der Welt, ein Super 9 Turnier, das er gewann, die Silbermedaille bei Olympia im Einzel und natürlich DER Comebackmeister des 21. Jh. - niemand kam so häufig und so stark aus den Verletzungen zurück wie Tommy. Es gäbe viele Geschichten über ihn zu erzählen, etwa der Beginn mit der Tosa-GmbH (Tommy und Sabine), weswegen er später 0,5 Mio. € an seine Gläubiger zahlen musste (war aber ein Werk seines Vaters), seine Zeit bei Bollettieri, seine recht unreife Spielanlage zu Beginn seiner Karriere, später dann die Reife (bessere Taktik, mehr S&V, mehr Geduld), die Verletzungen, die Comebacks. Zwei bis drei GStitel wären sicher möglich gewesen, davon sicher zwei in Australien. Vielleicht schreibe ich hier noch einmal darüber.

Der lange Weg
Tommy begann mit drei Jahren mit Tennis. Schon mit fünf gewann er das erste Juniorenturnier, drei Jahre später das nächste. Sein Vater Peter Haas, ein Steirer, war im Judo gut, aber dann auch Tennistrainer - ein sehr findiger, aber auch typischer Tennisvater a la Peter Graf. Die Mutter ist eine Deutsche. Haas hat zwei ältere Schwestern, und im Alter von 11 war noch immer Sabine Haas diejenige, der der Vater mehr Chancen aufs Profileben einräumte. Tommy gewann aber Ende der 80er bis Anfang der 90er in Europa quasi alles, so dass auch Nick Bollettieri auf ihn aufmerksam wurde. Mit 11 war Tommy das erste Mal in Florida bei Nick, mit 13 permanent - Nick trainierte ihn kostenfrei. Dennoch war der Weg zum Profi kostspielig, so dass ca. 1990 Peter Haas auf eine wahrscheinlich von Anfang an auf Betrug abzielende Idee kam. Die Tosa - GmbH - 15 Geldgeber fanden sich, um in die Karriere von Tommy und Sabine zu investieren (u.a. der Focuschef Markwart). Sie sollten fünf Jahre lang bis 1994 jedes Jahr 10000 DM einzahlen - und taten das auch. So kamen 750.000 DM zustande. Die "Dividende" ? 15 % von den Preisgeldern der nächsten 10 Jahre, also bis 2004, geht man von ca. 1 Mio. $ pro Jahr an Preisgeld aus wären das also ca. 1,5 Mio. $ an Einnahmen gewesen - kein schlechter Gewinn. Aber natürlich zahlte (Peter) Haas nur zu Beginn und stellte 1999 die Zahlungen ein.

Erstmal musste Haas Englisch lernen, um mit 13 auch sprachlich mithalten zu können. Nicks Ausbildung zahlte sich durchaus bei den Junioren aus. Haas war auch Sparringspartner von Agassi und auch mit 12 im Sportstudio, gemeinsam mit seiner Schwester.Nick hielt ihn mit 13 für besser als Agassi mit 14. Die verließ die Akademie aber wieder, als Haas mit 14,15,16 Jahren auch bei den GSturnieren und der Orange Bowl überzeugte. Es wurde deutlich, dass der drei Jahre jüngere Tommy das größere Talent war. Mit 17 stand er auf Platz 11 der Juniorenweltrangliste. 1996 machte Haas, mittlerweile halber Ami, den Highschool Abschluss und war Profi im ersten Jahr.

Die Anfänge - mental schwach, unreife Spielanlage - und trotzdem etwas Erfolg
Zu Anfang war ich kein Fan von Tommy Haas. Zum einen gab es noch Becker, Stich und dann auch Sampras, zum anderen machte Haas es aber auch schwer, Anhänger von ihm zu sein. Frauenschwarm war er, sein Tennis aber war limitiert. Das lag v.a. an der Bollettieri - Schule - Ballern, bis der Arzt kommt und dann weiter. Haas hatte taktisch kaum einen Plan, die Bälle gerieten oft zu lang. In Indianapolis kam er 1996 ins VF und unterlag Sampras klar in zwei Sätzen. Immerhin war da schon zu sehen, dass in Haas so viel mehr sein könnte - wenn nicht immer noch Nick seine Hände im Spiel gehabt hätte. Das funktionierte bei Agassi, Courier und Seles, aber nicht wirklich bei Haas. Immerhin konnte er mit dem Tennis schnell aufsteigen. In NY unterlag er Stich in R 1 und gewann einen Satz, in Basel einen Satz gg. Sampras. Ende des Jahres stand er unter den Top 200. Im Folgejahr erreichte der in Hamburg geborene Tommy dort das HF und gewann erstmals gg. einen Top 10 - Spieler, Moya - eine gewissen Genugtuung, nachdem der Becker in Australien besiegt hatte. Mit dem HF erreichte er die Top 100. In W. spielte Haas sein zweites GSturnier und scheiterte in R 2. Bei seinem dritten GSturnier in NY erreichte er die R 3, und unterlag in fünf Sätzen Rios. Das Jahr beendete er unter den Top 50. 1998 ging es weiter bergauf, mittlerweile war Becker Teilzeitprofi und Stich zurückgetreten. Haas spielte erstmals DC, in Australien und in Paris, mit wenig Erfolg. Erst in W. erreichte er die R 3, bezwang dabei in R 2 Agassi, nur um dann an einem Nobody in R 3 zu scheitern. Haas war nicht konstant genug. In NY ging es in R 2 gg. Kafelnikov raus. Mit 20 war Haas noch jung, aber eben auch noch immer nicht Top 30 und immer noch ohne Turniererfolg - mit Ausnahme des World Team Cups (WTC), welchen Becker, Kiefer und er 1998 gewannen. Schon 1998 gab es einige kleinere Verletzungen, die Schwester beendete ihre Karriere. Ende 1998 stand aber Kiefer einen Platz hinter Haas und kein Deutscher vor ihm. Interessanterweise kaufte er sich wohl schon in dem Jahr einen roten Ferrari - lief wohl finanziell recht gut. 1999 war das Jahr des Durchbruchs.

Höhepunkte, verpasste Chancen und Verletzungen 1999 - 2003
Wie ich bereits öfter schrieb, endete die goldene Ära des Profitennis 1996. Die folgenden fünf, sechs Jahre waren Jahre des Übergangs, noch immer gab es unterschiedliche Spielertypen, unterschiedliche Beläge/Bälle und auch Teppich als Belag. Haas spielte 1999 - 2002 hier mit, war aber taktisch/mental wie von der leider immer noch Bollettieri - geprägten Spielanlage her limitiert. Sein bester Belag blieb HC. In Melbourne erreichte er erstmals das AF eines GSturniers, dann das VF und dann sogar das HF, in dem er Kafelnikov unterlag. Der Durchbruch war endlich geschafft. In Memphis gewann er gg. Martin und Courier und den ersten Einzeltitel, damit stand er in den Top 20. Im DC gewann er sein erstes Fünfsatzmatch gg. Safin. In Paris ging es nur bis zur R 3, wie auch in W.. In Stuttgart verlor er gg. Norman nach 2:0 - Satzführung noch in fünf Sätzen den Titel. In Ermangelung anderer guter dt. Spieler war ich da dann schon Fan. In NY reichte es bis ins AF, dort war Pioline zu stark. Immerhin war Haas Tennis mittlerweile gut anzusehen und gut genug für die Top 20 - mehr aber auch nicht. Beim letzten Zastercup kam Haas ins Finale und unterlag Rusedski. Interessant: erstmals erspielte sich Tommy ein Preisgeld von mehr als einer Mio. $, und sofort blieben die Zahlungen an die Geldgeber aus...
2000 war ein eher unterwältigendes Jahr, in Minga erreichte Tommy mal wieder ein Finale, in Düsseldorf beim WTC kam der erste herausgespielte Sieg über Sampras. Nach der sehr enttäuschenden R 2 - Niederlage in Melbourne folgten R 3 - Niederlagen in Paris und W. - Sand und Rasen waren eher weniger Tommys Beläge. Tommy fiel von den Top 15 raus aus den Top 40. Dann kam Olympia - und rettete das Jahr. Tommy kam bis ins Finale und verlor gg. Kafelnikov, bekam aber die Silbermedaille. In NY kam ausgerechnet die Niederlage schon in R 2 - gegen Rainer Schüttler. Tommy kam erstmal nicht in die Top 20 zurück und die Geldgeber reichten Klage ein.
2001 war ein Jahr der verpatzten Chancen. In Australien kam schon wieder ein frühes Aus, schon wieder in R 2, diesmal gg. Hewitt. Erst nach W. konnte Haas überzeugen. Beim Super 9 Turnier in Kanada erreichte er das HF, musste aber aufgeben. Damit kam er wieder zurück in die Top 20. In Long Island gewann er gg. den langsam schwächer werdenden Sampras seinen dritten Turniersieg, dann gab es in NY die erste große verpatzte Chance. Tommy verlor im AF nach 1:0 Satzführung und gutem zweiten Satz gg. den späteren Turniersieger Hewitt in vier Sätzen - hätte er hier gewonnen, hätte er wohl das Turnier gewinnen können. Dann kam Turniersieg Nr. 3 in Wien, quasi ein 500er damals und Nr. 4 in Stuttgart, was ein Super 9 Turnier war. In Paris hätte er gg. Grosjean im HF gewinnen müssen, dann wäre er beim Master Cup 2001 dabei gewesen. So war er in Sydney nur Ersatzspieler - Ivanisevic schnappte sich wg. des Wimbledonsiegs den letzten Platz. Das Jahr beendete er erstmals unter den Top 10 als Nr. 9.

2002 setzte sich das mit dem Hätte hätte Fahrradkette fort. Die beste Möglichkeit ein GSturnier zu gewinnen, verpatzte Haas im zweiten HF seiner Karriere gg. Safin in fünf Sätzen. Eine Regenpause brachte Haas aus dem Konzept und er verlor. Im Finale hätte Johansson gewartet...Tommy hatte jedenfalls bis Rom kein weiteres gutes Resultat. Dort erreichte er aber mit Siegen über Grosjean, Moya, Roddick das Finale, in dem er ähnlich chancenlos gg. Agassi war, wie Becker acht Jahre davor gg. Sampras. Aber danach war er die Nr. 2 der Welt. Erstmals durfte er sich zu Recht auch in Paris etwas zutrauen. Dort endete die Reise aber leider schon im AF gg. einen Rumänen - Nobody. Dann geschah es - seine Eltern hatten einen Motorradunfall. Haas kümmerte sich um sie, und sagte W. ab. In NY unterlag er im AF Sampras in vier Sätzen, ein gutes Match. Erstmals wurde deutlich - Haas kann mehr als nur knallhartes Grundlinientennis mit einer guten Rückhand. Das Jahr beschloss er als Nr. 11, da er seinen Super 9 Titel aus dem Vorjahr aufgrund einer Kalenderänderung nicht verteidigen konnte. Außerdem war er Ende des Jahres verletzt - die erste Schulter OP stand an. 2003 verpasste er komplett deswegen und wegen einer weiteren Schulter-OP. 2002 meinte Haas, er habe ja noch viel Zeit, um große Titel zu gewinnen. Und prompt kam die erste große Verletzung. Die Geldgeber erhielten 2002/03 ihr Geld zurück - Haas musste über 500 K € zurückzahlen.

Verletzungen, Comebacks und letzte große Chancen: 2004 - 08
15 Monate war Haas weg vom Fenster - länger war bislang kein Profi draußen. Dennoch gelang es Haas 2004, der Anfang des Jahres nichtmal mehr in der WR platziert war, zurück in die Top 20 zu kommen. Mit 26 war er jung genug, nochmal anzugreifen. In NY gewann er gg. Grosjean und Berdych und erreichte erstmals das VF. 2005 war leider wieder ein schwächeres Jahr, völlig zur Unzeit, Haas erreichte kein einziges Finale und gewann nur beim WTC, zum zweiten Mal. Endlich trennte sich Haas von David Red Ayme, der Haas v. 2001 - 05 und 1996-98 trainiert hatte (dazwischen gab es mit Ordonez, Gavin Hopper, Solomon, Groeneveld andere) und Nicks rechte Hand war. Thomas Högstedt brachte Haas endlich auch spielerisch weiter. In Melbourne zwang er Peak Roger über fünf Sätze, verlor aber im AF gg. den. Ansonsten gelang ihm eine gute Saison mit immerhin 11 Siegen auf der höchsten Ebene (bessere Saisons gab es nur zwei davor und zwei danach, in Paris unterlag er in R 3 dem unbekannten Proleten) und der Nr. 11 am Ende des Jahres. In W. bot Haas eine gute Leistung und unterlag Berdych in R 3 mit 6:8 im fünften Satz. Seine US O. waren eine einzige Heldentour - erst besiegte er Ginepri in fünf Sätzen, dann Safin in fünf Sätzen, um dann gg. Davydenko in fünf Sätzen zu verlieren. Mal wieder verhinderte das Turnier in Paris Tommys Teilhabe am Abschlussturnier der ATP, er verlor im HF mit Magen-Darm-Grippe. 2007 erreichte er das HF in Melbourne, nachdem er im VF Davydenko in fünf Sätzen bezwingen konnte. Leider bot er dann seine schlechteste Turnierleistung gg. Gonzales - das war seine letzte Chance, ein GSturnier zu gewinnen. Im Finale hätte zwar Federer gewartet, aber mittlerweile wäre Haas, der nach wie vor sehr emotional agierte, reif genug gewesen. Immerhin stand er nach über vier Jahren wieder in den Top 10. Der Peak dauerte erneut nicht lange - in Rom gab es eine Schulterverletzung, und Haas musste Paris absagen. In W. erreichte Haas das AF, musste das aber gg. Roger absagen - viele Chancen hätte er ohnehin nicht gehabt. In NY kam Haas nochmal bis ins VF, schlug Grosjean und Blake in fünf Sätzen, verlor wieder gg. Davydenko. Im DC ging es bis ins HF. 2008 musste es für Haas deutlich werden - für GStitel war der Zug abgefahren. Die Big 3 waren da und sahnten die GStitel ab - die Belagsangleichung erleichterte ihnen das. Diverse Verletzungen verhinderten ein gutes Jahr, Haas konnte weder in Melbourne noch in Paris antreten. In der WR stürzte er auf Rang 82 ab.

Noch mehr Comebacks, ein goldener Karriereherbst und der Rücktritt: 2009-2017

Rasen war ja lange Zeit der unbeliebteste Belag von Haas - selbst auf Sand erreichte er einige Turnierfinals, aber auf Rasen lief erstmal nichts zusammen. Das änderte sich 2005 - er erreichte in Halle das HF und verlor nur knapp gg. Federer, in W. musste er dann aber mal wieder aufgeben, in R 1. 2006 erreichte er wieder das HF in Halle und gewann einen Satz gg. Freund Federer, dazu kam die äußerst knappe Niederlage gg. Berdych in R 3. Spätestens 2007 war Haas ein Top 20 - Spieler auf Rasen. 2009 dann der Rasen - Höhepunkt - Haas war in diesem Jahr Top 5 auf Rasen, gewann in Halle und bezwang den Proleten. Dasselbe schaffte er in W. - er besiegte den Proleten und scheiterte erst im HF an Federer. Dazu kamen eine klare R 3 - Niederlage bei den A.O. gg. Nadal und eine knappe AF - Niederlage gg. Federer in Paris - Haas hatte mal wieder mit 2:0 nach Sätzen geführt. Er war der härteste Gegner von Federer auf Sand in dem Jahr. Damit hatte Haas auf allen Belägen Turniere gewonnen. In NY verlor er etwas enttäuschend gg. Pferdasco in R 3 in fünf Sätzen. Insgesamt war es das letzte konstant gute Jahr von Haas - er war wieder in den Top 20. 2010 machten Hüfte und Schulter schlapp - Haas brauchte die dritte OP an der Schulter. Wieder fiel er ein Jahr aus. Längst waren da Gerüchte über einen Rücktritt existent. Haas wusste - er hatte nicht mehr viel Zeit. Diesmal brauchte er länger für ein Comeback. Erst 2012 kam er überraschend nochmal zurück und gewann in Halle gg. Federer den zweiten Rasentitel. Längst war sein Tennis eine Augenweide, taktisch mittlerweile meisterhaft, immer noch emotional, und mittlerweile auch mit viel S&V. In W. unterlag er in R 1 Kohli in fünf Sätzen. Dafür gab es in der Geburtsstadt HH ein Finale. Tommy war erneut und zum zweiten Mal Comebackspieler der Saison. 2013 war dann das letzte bemerkenswert gute Jahr. In Miami besiegte er die Nr. 1 der Welt, den Proleten und kam ins HF. In Minga gewann er endlich. Haas war wieder in den Top 15. Ausgerechnet in Paris erreichte er das letzte VF - mit 35. Auch in W. ging es nochmal bis ins AF. Höher als bis zur Nr. 11 packte es Haas nicht mehr, was aber allen Ehren wert war - nach mittlerweile vier OPs an der Schulter.Im Folgejahr war er mit 36 einer der ältesten jemals in den Top 20 und war dann wieder verletzt. Die fünfte Schulter - OP gab seinem Aufschlag den Rest - auch der Rest des Körpers wollte nicht mehr. Ein weiteres Jahr darauf gab es eine Fußverletzung - wieder war Haas verletzt. 2016/17 dann die letzten Comebackversuche - immerhin sprang nochmal ein Sieg in Stuttgart auf Rasen gg. Federer raus. Die Top 200 gingen aber nicht mehr. Haas hatte da schon einen weiteren Job gefunden - seit 2016 ist der Turnierdirektor von I.W.

15 Titel, Nr. 2 der Welt, 4x HF, Silbermedaille, Turniersiege auf allen Belägen - nicht schlecht, aber es wäre mehr gegangen, mit weniger Verletzungen und mehr Spielreife bis 2005 - dennoch Haas Tennis ist und war eine Augenweide, gerade in den späteren Jahren. Seine Rückhand war in etlichen Jahren mit die Beste der Welt. Seit 2018 mischt er auch auf der Seniorentour gut mit - gerade hat er in Berlin sich für die letzte Niederlage gg. den Haudruff revanchiert und mit 42 einen Sieg gg. einen Top 40 - Mann gelandet (ok war eher ein Schauturnier, aber beide spielten ernst). Haas hat es immer noch drauf...




P.S.: Aber vielleicht folgt in der nächsten Woche noch der Bonusjahrgang, den eines gewisse Fam sich hier erhofft...

Nachtrag: Haas spielt seit 2018 auf der Tour of Champions - obwohl er die Anforderungen gar nicht erfüllt. Er war weder Nr. 1, noch Finalist bei einem GSturnier, noch in einem DC - Siegerteam. Anscheinend gibt es da noch Ausnahmen.

Nachtrag 2: Ups, den Argentinier Gaston Gaudio habe ich total vergessen. Er gewann 2004 die F.O. in einem dramatischen Match in fünf Sätzen, doch sonst wirklich kaum etwas. Daher ist er das klassische Oneslamwonder und ist der Jahrgangsdritte.
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Zitat

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P.S.: Aber vielleicht folgt in der nächsten Woche noch der Bonusjahrgang, den eines gewisse Fam sich hier erhofft...

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Zitat von FedererTheOne im Beitrag #194

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Jetzt wo es allmählich spannend wird, ziehst du den Schwanz ein? Absolut kein Legend!

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Zitat von Maestro im Beitrag #195

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Zitat von FedererTheOne im Beitrag #194

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Jetzt wo es allmählich spannend wird, ziehst du den Schwanz ein? Absolut kein Legend!

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Das wagt er sich nicht^^

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Aufgrund erhöhter Nachfrage (höhö) habe ich mich entschieden, doch noch weiter zu machen - kurz. Dabei werde ich allerdings auf einen "Sprung" verzichten und somit die Jahre 1979 + 2 noch bearbeiten. Das sind immerhin drei Bonusjahrgänge. Bonus deswegen, weil mittlerweile ja bereits gespielt wird. Auf der Challengerebene finden zwei Turniere statt und auch die Quali zum 1000er in NY ist bereits abgeschlossen.

1979 - der Schah verlässt Iran und die sog. "islamische" Revolution verwüstet das Land. In Kambodscha endet teilweise der Terror der Roten Khmer. Karl Carstens wird Nachfolger von Walter Scheel als Bundespräsident. Das Jahr brachte Ereignisse in Gang, die bis heute andauern...

1979 ist wohl der schwächste Tennisjahrgang überhaupt. Habe keinen einzigen Spieler gefunden, der auch nur ein Finale eines GSturniers erreicht hat. Klar gibt es halbwegs bekannte Profis dieses Jahrgangs (etwa Goldmedaillengewinner Massu oder aber Finalist beim Abschlussturnier Blake), aber nur einer hat wenigstens ein HF bei einem GSturnier erreicht. Das reicht aber eher nicht, um Jahrgangsbester zu sein. Daher gibt es keinen Jahrgangsbesten für 1979. Ivan Ljubicic ist der einzige mit einem HF - 2006 in Paris, er unterlag Nadal. Dazu gewann er einmal in I.W. und insg. 10 Turniere, bester Stand war Nr. 3.

Frankenkarlo ist daneben auch noch zu erwähnen - oder aber Dr. Ivo, wie der Riese genannt wird. Er ist der älteste Tennisprofi auf der Tour (Top 300) - wohl dank seiner Länge (2.11m) und seines Aufschlags. Der längste Tennisprofi kann die Zeit aber auch nicht aufhalten und ist aus den Top 100 draußen. Es ist überhaupt gut zu sehen, wie wenig die Riesen ausrichten können. Bei denen, die das sind, also mind. 1.98 m, hat keiner jemals die NR. 1 erreicht oder mehr als einen GStitel gewonnen. Muster meinte 1994, in (damals) zehn Jahren würden die Topspieler 2.15 m sein - so ist es zum Glück nicht gekommen. Viele Riesen gibt es nach wie vor nicht, aber der Durchschnitt ist klar mehr geworden. Medvedev, Russev, Kakanov, Isner, Cilic, Opelka, Querist, das sind die aus den Top 50 mit wenigstens 1.98m. Die längste Nr. 1 ist und bleibt hoffentlich ein anderer, zu dem wir noch kommen...

Ich habe mir jetzt die letzten 1,5 Stunden alles ab 1971 reingepfiffen, was ich zuvor noch nicht gelesen hatte. Wäre daher sehr schade und absolut keine Legende, wenn du diesen geilen historischen Shit nicht bis zu Ende durchziehst. Kann ja auch gerne in der Off Season im Winter sein oder mit nur einem Spieler/in pro Woche. Wäre aber unwürdig, jetzt nicht ins Zimmer zu gehen und es zu beenden. (Gilt auch für die Damen, finde ich). Auch wenn die Jahrgänge nach 1981 noch aktiv sind, was dich vermutlich etwas bremst.

Das Detailwissen ist absolut beeindruckend. Auch ich habe hier viele neue Details erfahren, obwohl ich Tennis ähnlich intensiv seit über 25 Jahren verfolge. Da verzeihe ich sogar die subjektive Männerrückhand-Nazi-Brille, den S&V- und Belagsfaschismus. Auch als Sampras/Haas/Graf- und Federer-Fanatiker wäre etwas mehr Objektivität und Fairness schon geil.

Rios kommt z.B. deutlich zu schlecht weg. Das war ein Genie mit einem ähnlichen Händchen wie Federer. Hätte der die Größe/Aufschlag von Federer gehabt und weniger psychische Probleme bzw. Verletzungsprobleme, wäre der auch bei den Rekorden ne große Nummer geworden. Medvedev war auch sehr sehr talentiert. Und dass Schüttler besser als Kiefer war, ist auch ein Witz. Klar hat der bei den GS die besseren Zahlen. Der Shaker hat sich aber alles hart erarbeitet, quasi Hewitt light. Kiefer hatte dagegen auch einen mega Touch und lange sein Talent nicht voll ausgereizt. Der hätte deutlich aggressiver spielen müssen. Technisch war er eine Klasse besser als Schüttler.

Aber egal, mega Liste. Habe ab Mitte der 90er alles bewusst mitbekommen und ab Ende der 90er/Jahrtausendwende noch deutlich intensiver. Geht wohl vielen hier so. Und vor allem für die jüngeren User wäre es schade, wenn du das jetzt einstampfst.

Rios war gut. Aber er hat erkannt, dass mit Drogen deutlich mehr zu verdienen war. Vom Aussehen her definitiv einer, der früher oder später von der DEA erschossen wird - oder engagiert, je nachdem...

Ich habe von Björn noch nie so einen seriösen Post gelesen ^^